

Die Friedenskirche an der Wernerstraße in Dresden-Löbtau feiert in diesem Jahr Jubiläum. Vor 75 Jahren wurde sie nach schwerer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg in ihrem aktuellen Erscheinungsbild als "Bartningsche Notkirche" wieder geweiht. Aus diesem Anlass lädt die Kirchgemeinde am 18. Dezember ab 15 Uhr bis ca. 20.30 Uhr zu einem besonderen Tag der offenen Tür ein.
Neben Führungen und Musik gibt es einen Fotovortrag zur Geschichte, Berichte von Zeitzeugen, Turmbläser sowie eine Friedensandacht. Zudem wird das Gebäude illuminiert. Am Nachmittag warten Kaffee und Kuchen auf die Besucher, am Abend adventliche Bratwurst und Glühwein bzw. Kinderpunsch. Die Kirche ist beheizt. Der Eintritt ist frei und ein Dazukommen zum Programm jederzeit möglich.
Die Geschichte der Friedenskirche ist eine von Zerstörung und Wiederaufbau. Im Jahr 1945, nach den verheerenden Luftangriffen auf Dresden, lag die Friedenskirche als Ruine da. Das ursprüngliche, 1891 erbaute Gebäude, entworfen von dem bekannten Architekten Christian Friedrich Arnold, wurde zerstört. Doch das Schicksal sollte nicht den endgültigen Verfall und Abriss bedeuten. Der Aufbruch begann, als die Friedenskirchgemeinde von einem bedeutenden Projekt des Evangelischen Hilfswerks in Deutschland erfuhr: Dresden-Löbtau sollte eine der ersten "Bartningschen Notkirchen" erhalten.
Der Architekt Otto Bartning hatte es sich zum Ziel gesetzt, eine Kirche zu entwerfen, die weder als Notlösung noch als Provisorium gelten sollte. Vielmehr sollte es sich um einen würdigen, schnell realisierbaren Serien-Kirchenbau handeln, der mit den verfügbaren Materialien und den Kräften der Gemeinde errichtet werden kann.
Trotz der schwierigen Nachkriegszeit erlebte die Friedenskirchgemeinde eine enorme Aufbruchstimmung. Ehrenamtliche Helfer leisteten unermüdlich Arbeit und halfen beim Bau. Amerikanische Christen spendeten einen erheblichen Teil, die Gemeinde in Löbtau sammelte Geld und vor allem leisteten die Menschen sehr viele freiwillige Arbeitsstunden. Eine Erzgebirgsgemeinde spendete das Blei zum Verglasen der Fenster.
Der Wiederaufbau der Kirche begann 1949. Das Holz für das Dach stammt aus dem Schwarzwald. In der Nähe von Frankfurt wurden die Teile der Dachkonstruktion zusammengezimmert. Die Gemeindeglieder verwendeten die Steine der zerstörten Kirche für den Außenbau. Bereits im Dezember 1949, dem 4. Advent, konnte die Friedenskirche als eine von insgesamt 43 in Deutschland gebauten "Bartningschen Notkirchen" eingeweiht werden. 41 von ihnen gibt es bis heute. Zwei Typen wurden entwickelt, die das holzgezimmerte Dach, einem bergenden Zelt gleich, gemeinsam haben. Eine Einschätzung der Baupflege bescheinigt dem Gebäude auch heute noch einen guten Zustand.
Die Orgel der ursprünglichen Kirche, 1891 erbaut von der Orgelbaufirma Gebr. Jehmlich, ging mit der Kirche in den Trümmern verloren. Doch die Firma stellte der Gemeinde eine Leihorgel zur Verfügung, die später, im Jahr 1955, übernommen wurde. Die Stahlglocken stammen aus der alten Friedenskirche. Sie läuten noch heute. 2005 wurde ein hölzerner Glockenstuhl eingebaut und Risse des Turmes saniert.
Heute ist die Friedenskirche nicht nur ein Ort des Gottesdienstes, sondern es finden auch Konzerte und Veranstaltungen statt. Und sie ist ein wertvolles Denkmal. Die Otto Bartning-Arbeitsgemeinschaft Kirchenbau (OBAK) setzt sich dafür ein, dass die "Bartningschen Notkirchen", darunter auch die Friedenskirche in Löbtau, als Welterbe anerkannt werden.