

Noch als Versuchsflug landete am 29. Mai 1925 ein Wasserflugzeug bei Johannstadt in der Elbe. Der reguläre Flugverkehr der ersten derartigen Linie in Deutschland begann am 10. August 1925. Bereits im Oktober 1913 hatte Dresden einen Flughafen in Kaditz in Betrieb genommen. Nach dem Ersten Weltkrieg entschlossen sich die Städte Altona, Magdeburg und Dresden zum gemeinsamen Betrieb einer Wasserflugverbindung. Die in Dessau gefertigten Flugzeuge vom Typ Junkers F 13 erhielten auf der Werft in Königsberg Schwimmer. Die »Silbermöwe« und »Wildente«genannten Maschinen flogen in einer Höhe von 800 Metern und brauchten für die Strecke rund vier Stunden, eine Zwischenlandung in Magdeburg eingeschlossen. Der Vorteil der Wasserflugzeuge lag auf der Hand, entfiel bei ihnen doch der teure Bau von Landebahnen.
Die Flugzeuge kaufte die Stadt Dresden, allerdings mussten sich Magdeburg und Altona an den Betriebskosten beteiligen. Auch die Reichspost hatte sich verpflichtet, jeden Flug finanziell zu unterstützen. So transportierten die Maschinen neben Frischfisch Zeitungen, Briefe und kleinere Pakete. Die Tickets konnten in Dresden im Bootshaus an der Elbe, dem heutigen Johann Restaurant, gekauft werden. Während die Fluggäste hierzulande die Junkers direkt über einen Steg erreichten, stiegen sie dazu in Altona in ein Ruderboot. Als einmal ein Passagier ausfiel, musste der Bruder des Hamburger Bootsvermieters mitfliegen, sorgte so für den nötigen Trimm des Fliegers. Das Ticket kostete von Dresden nach Magdeburg 40 Reichsmark, für die weitere Strecke bis Altona waren noch einmal 50 RM zu entrichten.
Zur Eröffnung kabelte Dresdens Oberbürgermeister Wilhelm Külz seinem Altonaer Amtskollegen Max Brauer: »Möge diese neue Förderung des Verkehrs die Städte an der deutschen Elbe einander näherbringen und der väterlichen Wirtschaft zum Segen gedeihen.« Drei Passagiere stiegen in Johannstadt um 11.45 Uhr in die erste Maschine. Fortan verkehrten zwischen Dresden und Altona täglich außer sonntags zwei Flugzeuge.
Leider stand die erste deutsche Wasserfluglinie unter keinem guten Stern. Bereits beim Jungfernflug gab es ein Malheur, als das Flugzeug in Magdeburg mit einem Bootshaken kollidierte. Der verklemmte Propeller musste repariert werden, so erreichte die Junkers ihr Ziel mit Verspätung. Bei Eisgang oder Hochwasser konnten die Flugzeuge gar nicht verkehren.
Im November 1925 wurde die Beförderung von Luftpost eingestellt. Die Lufthansa, ab Januar 1926 Betreiber der Strecke, spielte zwar mit dem Gedanken, die Fluglinie gar bis Helgoland zu verlängern. Doch als im Sommer vom neuen Flughafen auf dem Dresdner Heller eine Landflugverbindung nach Hamburg-Fuhlsbüttel eröffnet wurde, waren die Tage der Wasserfluglinie gezählt.
Wenige Wochen später endete der so optimistisch gestartete Flugverkehr auf der Elbe. Zum 65. Jahrestag erinnerte der Philatelistenverband der DDR 1990 mit einer Sonderpostkarte an die Pioniertat.