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„Wir streben eine ganzjährige Schenkwirtschaft an“

Weihnachtszeit. In den Köpfen der meisten Cottbuser dreht sich jetzt vor allem um eines: Geschenke. Egal ob für den Partner oder die lieben Kleinen: Das Fest der Liebe artet, so fühlt es sich für manchen an, Jahr für Jahr in eine Hatz nach dem passenden Geschenk aus. Doch was machen diejenigen, die sich dem weihnachtlichen Konsumrausch bewusst entziehen?
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Tarik Dappous (27) sortiert im Kost-Nix-Laden Bekleidung ein. Der Syrer hilft seit einiger Zeit als Dolmetscher. Der Laden setzt sich bewusst kritisch mit dem Gesellschaftsphänomen Kapitalismus auseinander und bietet eine Alternative dazu an. Foto: jho

Tarik Dappous (27) sortiert im Kost-Nix-Laden Bekleidung ein. Der Syrer hilft seit einiger Zeit als Dolmetscher. Der Laden setzt sich bewusst kritisch mit dem Gesellschaftsphänomen Kapitalismus auseinander und bietet eine Alternative dazu an. Foto: jho

Seit knapp drei Jahren haben sie mit dem Kost-Nix-Laden in der Deffkestraße 11 eine Anlaufstelle. Und die Macher hoffen, dass sie künftig noch mehr Menschen mit ihrer Botschaft erreichen. „Wir möchten Konsum nicht per se schlecht reden. Nur sollte sich jeder selbst Gedanken machen, wie er konsumiert und ob er nicht selbst Alternativen finden kann...“ Dieses Statement von Fabian Schulz, Mitarbeiter im Kost-Nix-Laden, bringt die Philosophie des Projekts am besten auf den Punkt. Und dass immer mehr Cottbuser Alternativen zur (vorweihnachtlichen) Konsumorgie suchen, wird deutlich, als auch wir an einem trüben Donnerstagnachmittag im Laden sind. Dieser macht an jenem Tag erst 17 Uhr auf, doch bereits eine Stunde vorher stehen die ersten Leute vor dem Geschäft. Innen herrscht sortiertes Chaos. Die rund 45 Quadratmeter des kleinen Ladengeschäfts sind vollgestellt mit Regalen. Darin Bücher, Geschirr Teller und Dinge, die mancher wohl als „Krimskrams“ bezeichnen würde, die für manch anderen aber wertvoll sein können. Und auch darum geht es den Machern des Ladens. Nicht gebrauchte Dinge nicht einfach zu entsorgen sondern weiterverschenken. Auch dafür steht der Laden, der am 15. Dezember sein dreijähriges Bestehen feiert. „Bei uns gilt das Schenkprinzip das ganze Jahr über, losgelöst von geschenkorientierten Tagen wie Weihnachten. Wir streben eine ganzjährige Schenkwirtschaft in Cottbus an“, betont Fabian Schulz. Seinen Ursprung hat der Kost-Nix-Laden im linksalternativen Hausprojekt Parzelle 79 in der Parzellenstraße. Um die Idee, die dort entstanden ist, in die Stadt zu holen, wurde der Laden in der Deffkestraße eröffnet. Dieser trägt sich weitestgehend über Spenden. Und der Laden erfreut sich kurz vor seinem Jubiläum großer Beliebtheit. Denn so vielfältig wie das Angebot hier ist, so vielfältig ist auch dessen Kundschaft. An diesem Donnerstag, so scheint es, ist die Mischung besonders groß. Senioren in Markenkleidung geben ebensolche ab, junge Mütter decken sich mit Kinderbedarf ein. Dazwischen jede Menge Studenten und auch Menschen mit Migrationshintergrund. Für einen von ihnen ist der Kost-Nix-Laden mehr als eine Möglichkeit, kostenfrei an Waren zu kommen. Der Syrer Tarik Dappous lebt seit einem Jahr in Cottbus und hat den Laden über einen Freund kennengelernt. „Mittlerweile bin ich hier regelmäßig vor Ort, um als Dolmetscher zu helfen. Denn auch viele Geflüchtete nutzen das Angebot. Ihnen und dem Verein bin  ich sehr gern eine Hilfe.“ Getragen wird der Laden, den derzeit rund 15 ehrenamtliche Mitarbeiter unterstützen, vom Verein für ein Multikulturelles Europa e.V., nähere Infos auf kostnixladen.blogsport.eu(Jan Hornhauer)


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