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Henry Gbureck

Wohin mit den Milliarden?

Knappenrode. Bekanntermaßen kann man den Euro nur einmal ausgeben. Doch wie investiert man am sinnvollsten 40 Milliarden Euro in einer Region, für deren größten Wirtschaftszweig das Aus politisch verordnet wurde?

Als Gäste zum 2. Revierstammtisch konnte Moderator Lukas Rietschel (r.) Jörg Mühlberg (Geschäftsführer der Sächsischen Agentur für Strukturentwicklung), Barbara Meyer (Staatssekretärin des Sächsischen Staatsministeriums für Regionalentwicklung), Torsten Ruban-Zeh (Oberbürgermeister der Stadt Hoyerswerda), Prof. Ronald Tetzlaff (Technische Universität Dresden), Dr. Dr. Katja de With (Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden) und Mirko Papenfuß (Geschäftsführer Lausitzer Seenland Klinikum) (v.l.n.r.) begrüßen.

Als Gäste zum 2. Revierstammtisch konnte Moderator Lukas Rietschel (r.) Jörg Mühlberg (Geschäftsführer der Sächsischen Agentur für Strukturentwicklung), Barbara Meyer (Staatssekretärin des Sächsischen Staatsministeriums für Regionalentwicklung), Torsten Ruban-Zeh (Oberbürgermeister der Stadt Hoyerswerda), Prof. Ronald Tetzlaff (Technische Universität Dresden), Dr. Dr. Katja de With (Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden) und Mirko Papenfuß (Geschäftsführer Lausitzer Seenland Klinikum) (v.l.n.r.) begrüßen.

Bild: Henry Gbureck

Ideen gibt es viele, einige konkrete Projekte mittlerweile auch. Grob umrissen sollen Großforschungszentren, die Ansiedlung von Behörden und die Steigerung der Attraktivität der Region neue Arbeitsplätze schaffen und Menschen in die Lausitz locken. Wenn dieses Vorhaben glückt, stellt sich zwangsläufig die Frage nach der gesundheitlichen Versorgung der Alt- und Neulausitzer. Und genau dies war am Dienstag das Thema des 2. Revierstammtisches, zu dem honorige Gäste im Bergbaumuseum Knappenrode begrüßt werden konnten.

Zum Einstieg zitierte der Moderator des Abends, Literaturpreisträger Lukas Rietzschel, aus einem Zeitungsartikel, der ein grauenhaftes Bild von der ärztlichen Versorgung in unseren Breiten zeichnet. Endlose Schlangen vor einer neuen Hausarztpraxis in Niesky. Mit Klappstühlen und Thermoskannen harrten und hofften Patienten auf einen der 1.300 Plätze in der Patientenkartei. Ausnahme oder Regel?

 

Mehr Anreize für Ärzte in der Region schaffen

Zumindest in dieser Frage waren sich die Protagonisten des Abends einig, die Lage ist keinesfalls zufriedenstellend: »Es wird in alten Kreis-Strukturen gedacht und man stütze sich auf veraltete Statistiken«, sagt Torsten Ruban-Zeh, Oberbürgermeister der Stadt Hoyerswerda, mit Fingerzeig auf die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen (KVS). Zu wenige Arztstellen würden genehmigt, stattdessen Arztsitze einkassiert und aktuelle Entwicklungen, wie die steigenden Flüchtlingszahlen, außer Acht gelassen. Ein im Publikum anwesender Vertreter der KVS befand zwar umgehend, dass das Problem ein ganz anderes sei, nämlich, dass Ärzte schlichtweg fehlen und die Stadt sowie die großen Gesundheitseinrichtungen mehr Anreize schaffen müssten, um Ärzte in die Region zu holen. Diese Aussage blieb nicht unkommentiert, es entbrannte ein heftiger Diskurs.

Prof. Ronald Tetzlaff von der Technischen Universität Dresden sagte zum Thema demografischer Wandel und fehlende Fachkräfte: »Wenn hervorragende Forschung und die entsprechenden Technologien angeboten werden, kann es gelingen, die Fachkräfte in die Region zu holen.« Mit den Kohle-Milliarden sollte die Voraussetzung geschaffen werden. So könnte zukünftig Nanosensorik dafür sorgen, dass verabreichte Medikamente gleichmäßiger wirken und dadurch die Dosis gesenkt werden kann, dass Roboter bei Operationen helfen, schlicht – dass die Zukunftstechnik den Arbeitsalltag von Ärzten und Pflegern entspannt.

 

»Da muss Schnelligkeit rein«

Wie indes die hoffentlich vielen neuen Fachkräfte an ihren Arbeitsplatz kommen, beschäftigt Barbara Meyer, Staatssekretärin des Sächsischen Staatsministeriums für Regionalentwicklung. »Es ist einiges geplant, aber es geht nicht voran«. Sie macht auf den Umstand aufmerksam, dass infrastrukturelle Projekte in Berlin angesiedelt seien und es »nicht in der Geschwindigkeit vorangehe, die wir uns wünschen«. Einer der Gründe dafür sei, dass Projekte nach dem Prinzip der Nachfrage entschieden werden. In Sachsen wolle man jetzt den entgegengesetzten Weg gehen, verkündet Meyer. Statt Angebote nach der Nachfrage zu schaffen, will man zuerst Angebote schaffen und sehen, ob sie angenommen werden.

Die Gäste hörten reichlich zwei Stunden lang viele gute Ideen und woran deren Umsetzung krankt. Harry Habel, der unter den Zuhörern weilte, brachte es auf den Punkt: »Legen wir doch einfach mal los! Wir haben das Geld, die Fachkräfte und Visionen.« Der Bernsdorfer Bürgermeister schlägt vor, die »Projekte ein paar Nummern kleiner zu machen, um Geschwindigkeit reinzubekommen, die Projekte zu erweitern und schließlich organisch wachsen zu lassen.« Das findet auch OB Ruban-Zeh: »Da muss Schnelligkeit rein. Die Bürger wollen es noch erleben.«


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