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Was ist uns der Mittelstand wert?

Wilfried Rosenberg macht im Interview klar, was dem Mittelstand in diesen schwierigen Zeiten beschäftigt. Dabei lädt er zu einer gemeinsamen Veranstaltung ein.

Der Seniorberater Wilfried Rosenberg weiß, wie es um den Mittelstand in der Region bestellt ist.

Der Seniorberater Wilfried Rosenberg weiß, wie es um den Mittelstand in der Region bestellt ist.

Bild: Jessica Grossmann

Zur Person:

Wilfried Rosenberg ist Seniorberater des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW) und organisiert mit der WIRO Netzwerkmanufaktur den Mittelstandstag auf dem Butterberg am 14. Juni 2022.

 

In diesen schwierigen Zeiten organisieren Sie den 22. Mittelstandstag für die Wirtschaftsregion Dresden auf dem Butterberg. Finden die Mittelständler dafür noch Zeit?

Ja, wirre Zeiten, der große Aufwand der Tageskoordinierungen minimiert die nötigen Skalierungseffekte und damit die Erträge. Aber gerade Mittelständler sind hochflexibel, jetzt ist Beweglichkeit als Führungsstil noch mehr gefragt. Unser Motto "Das Tempo bleibt hoch!", ist ein Aufruf, sich auch bei hoher Geschwindigkeit und Richtungsänderungen nicht aus der Kurve tragen zu lassen. Unabhängig vom Putin-Krieg, sind wir dauerhaft mit Klima-Krisen-Politik, Fachkräftelücken sowie Digitalisierungsdefiziten konfrontiert und eine Stagflation steht vor der Haustür, was jetzt schon die Preise treibt und der regionale, unausgegorene, wenig Zuversicht versprechende Strukturwandel kommt noch oben drauf. Damit müssen wir zurechtkommen! Auch wenn Unternehmen unterschiedlich betroffen sind, darf uns der Optimismus nicht ausgehen. So gesehen soll der "MiTag" auch ein Mutmacher sein.

 

Wenn wir das regionale Stimmungsbild reflektieren, könnte man meinen die Oberlausitz wäre eine abgehangene Region. Lohnt es sich überhaupt, sich zu engagieren?

Es ist sehr schwer den Gesamtüberblick für die Oberlausitz zu behalten. Ein großes Defizit ist, dass keine staatlich-kommunale Strukturentwicklungsgesellschaft den Zusammenhang von Herkunft und Zukunft zusammenbringt und wir immer fremd- und von oben herab bestimmt werden. Wir als "Der Mittelstand.BVMW-Oberlausitz" sind die einzige unabhängige Unternehmervereinigung die hier - mit fast 300 Mitgliedern - flächendeckend für beide Landkreise Bautzen und Görlitz sprechen kann und mittendrin ist. Ich weiß, die Stimmung ist schlechter als die Lage, die vorhandenen vielfältigen Stärken. Das bestätigen uns Besucher und Kunden von außerhalb.

Wenn diese Potenziale von Unternehmern und Bürgern nicht erkannt, bzw. ihnen nicht vermittelt werden, kann auch kein Stolz, keine Motivation entstehen sich zu engagieren. Da haben wir nicht nur seit Jahren die wichtigste Kraft vergessen, sondern es bringt auch den Missmut hervor, den wir gerade nicht brauchen können. Wir haben eine Vielzahl von Plattformen des sich Verständigens, des Erfahrungsaustauschs für Unternehmer geschaffen. Jetzt müssen wir auch endlich die Bürger mitnehmen.

 

Mancher Politiker meint die Oberlausitz ist nicht attraktiv genug bei den Löhnen, deshalb haben wir eine Fachkräftelücke. Was sagen Sie dazu?

Das halte ich für einen Mythos, vor allem, weil damit ja die Frage nach dem Warum nicht beantwortet ist und so nur destruktive Feindbilder und Angstmacher aufgebaut werden, kein ökonomischer Sachverstand vermittelt wird. Attraktiver sein hat einerseits etwas mit Vergleichen zu anderen Regionen zu tun. Ein Wettbewerb der schwer zu gewinnen ist. Aber andererseits könnten solche Narrative entwickelt werden, die unsere Alleinstellungsmerkmale herausstellen. Diese ziehen Leute an, mobilisieren sie sich in einer solchen Region selbstverwirklichen zu wollen. Diese Leute wissen, dass sie nur das Geld verdienen können, was die Unternehmen vorher erwirtschaften. Den gesamten regionalen Wirtschaftskreislauf müssten Politiker strategisch in der Sicht haben. Wir sagen: Die Kernherausforderung für mehr Attraktivität ist es, die Mittelständler im Fokus zu haben, die Wertschöpfung in die Region holen und diesen Rohertrag nicht wieder an Zentralen die nicht in der Oberlausitz verortet sind, abfließen zu lassen.

Die hier Verwurzelten schaffen Identitäten und ohne die gibt es keine Attraktivität! Wer denkt, dass mit Ansiedlungen von staatlichen Stellen und Großforschungszentren zu schaffen, der irrt. So gut das sicherlich gemeint ist, aber das geht an den Bürgern der Region vorbei.

 

Was kann der MiTag am 14.06.22 dafür tun?

1. Das Gemeinschaftsgefühl der Unternehmen stärken.

2. Impulse für mehr regionale Vernetzung geben.

3. Als Instrument der Lobbyarbeit, der Bürgerbeteiligung zu wirken und die Öffentlichkeit erreichen.


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