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Silke Richter/mlh

Branche erwartet Ertragseinbußen 

Kotten. Der Blick auf die diesjährigen Ernteerträge treibt nicht nur der Milchwelt Kotten Sorgenfalten auf die Stirn.

Der sächsische Landwirtschaftsminister Wolfram Günther ergriff gern die Gelegenheit und hatte sichtlich Spaß beim Fahren und Lenken eines Mähdreschers. Das löst zwar nicht die Probleme aber ein bisschen Freude bei der Arbeit darf natürlich sein.

Der sächsische Landwirtschaftsminister Wolfram Günther ergriff gern die Gelegenheit und hatte sichtlich Spaß beim Fahren und Lenken eines Mähdreschers. Das löst zwar nicht die Probleme aber ein bisschen Freude bei der Arbeit darf natürlich sein.

Bild: Silke Richter

Dicke Staubwolken umhüllen den fahrenden Mähdrescher. In der warmen Sommerluft werden tausende, winzige Getreidereste von geerntetem Winterroggen umhergewirbelt. Der Anblick auf dem Feld in Kotten ist ein kleiner Vorgeschmack auf die Ernteprognose in diesem Jahr. »Die Klimakrise ist Gegenwart in Sachsen, nicht mehr Zukunft. Trockene Äcker, notreifes Getreide, ausgetrocknete Bäche, großflächig geschädigte Wälder: Die Auswirkungen sind handfest. Unsere Landwirtschaft spürt das seit einigen Jahren schmerzlich«, erklärte Sachsens Landwirtschaftsminister Wolfram Günther beim Pressegespräch am vergangenen Freitag.

Dürre sorgt für Noternte

Neben Klimaschutz und mehr Wasserrückhalt in der Fläche sei es deshalb umso wichtiger, die Einkommensperspektiven in der Landwirtschaft zu verbessern. Wolfram Günther sieht einen großen Ansatz im Ausbau der Regionalität. »Wir setzen auf mehr Wertschöpfung in der Region, vom Acker bis zum Teller, und unterstützen das als Ministerium mit vielen Instrumenten. Wir unterstützen die Anpassung der Landwirtschaft an die Folgen der Klimakrise, denn das ist eine echte Herausforderung für die Betriebe. Wir sind mit Investitionsförderung, Anbauberatung, mit angewandter Forschung und Wissenstransfer eng an der Seite der Branche«, so der Landwirtschaftsminister.

Die langanhaltende Trockenheit habe auch in diesem Jahr wieder maßgeblich die Vegetationsperiode bestimmt. So habe es im Vogtland beispielsweise in den letzten zwei Monaten nicht einmal 30 mm Niederschlag gegeben. Die Dürre habe dafür gesorgt, dass in vielen Regionen Sachsens so früh wie noch nie mit der Ernte begonnen werden musste. »Die sächsischen Landwirte sehen mit sorgenvollem Blicken auf die diesjährigen Ernteergebnisse«, erklärte auch Bauernpräsident Torsten Krawczyk. Zudem dürften die gegenüber dem Vorjahr höheren Erlöse nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Branche mit extrem gestiegenen Betriebsmittelkosten zu kämpfen habe. »Allein die Preise für den Einkauf von wichtigen Düngemitteln haben sich mehr als verdoppelt, in Spitzenzeiten sogar verdreifacht«, so Torsten Krawczyk.

Ein kleiner Lichtblick: Die Winterkulturen seien in weiten Teilen Sachsens etwas besser weggekommen als die Sommerkulturen, weil diese noch von den Niederschlägen aus dem Herbst und Winter profitieren konnten. Die Bestände an Sommergetreide sähen jedoch sehr schlecht aus. »Insgesamt werden wir in Sachsen eine unterdurchschnittliche Ernte einfahren. Dabei dürfte die Wintergerste noch die Kultur sein, die die geringste Ertragseinbußen hat«, so Bauernpräsident Torsten Krawczyk.

Futtergrundlage für Tiere in Gefahr

Problematisch sehe es auch bei Grünlandaufwüchsen aus, die eine wichtige Futtergrundlage für Milchviehbetriebe darstellen. Benno Mroß, der mit Tobias Kockert die Milchwelt in Kotten leitet, berichtet, dass die Grasernte erschreckend schlecht ausfalle und mit hoher Wahrscheinlichkeit Futter für die Tiere zusätzlich gekauft werden müsse. Der Betrieb setzt auf gut durchdachte Kreislaufwirtschaft. Das selbst angebaute Futter wird für die Milchkühe verwendet. Schaukäserei und Biogasanlage komplementieren die geschlossenen, in sich tragenden Kreisläufe auf dem Hof.

Die derzeitigen Witterungsbedingungen und Schädlingsbefall sorgen beim Raps jedoch für halbierte Erträge pro Hektar und für eine deutliche Verringerung von Gerste-Erträgen. Der mangelnde Regen, so Torsten Krawczyk, setze in Sachsen auch den Hackfruchtkulturen wie Kartoffeln und Zuckerrüben zu. Wenn der Sommer so trocken bleibt, seien auch hier deutliche Ertragseinbußen zu erwarten. »Leider haben wir bis zum heutigen Zeitpunkt kein tragfähiges Angebot für eine Mehrgefahrenversicherung, die auch den Ertragsschaden bei Dürre und Trockenheit absichert«, konstatierte Bauernpräsident Krawczyk. Seit vielen Jahren bemüht sich der Sächsische Landesbauernverband vergeblich um eine staatliche Unterstützung für eine entsprechende Versicherungslösung. Zudem fordert der Sächsische Landesbauernverband die Nutzungsfreigabe von sogenannten AUKM- Flächen. Die Abkürzung AUKM steht für Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen. Besagte landwirtschaftliche Flächen haben Nutzungsbeschränkungen wie beispielsweise die Begrenzung der Düngemittelausbringung oder der zulässigen Tieranzahl pro Flächeneinheit. »Wir brauchen sämtliche Flächen mit Nutzungsbeschränkungen aber für die Futterversorgung unserer Tiere«, erklärt Präsident Torsten Krawczyk. Antworten darauf, ähnlich wie bei den weiteren diesjährigen Wetterprognosen, gab es am Freitag freilich (noch) nicht.

 


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