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Jannis Simons

»Eine Kirchturmpolitik ist fehl am Platz«

Fred Mahro ist seit 2012 amtierender Bürgermeister von Guben. Die 17.000-Einwohner-Stadt im Landkreis Spree-Neiße ist einer der internationalsten Standorte in der Lausitz. Das liegt nicht nur an der direkten Verbindung zur polnischen Nachbarstadt Gubin.
Fred Mahro ist zuversichtlich, was die geplante Erweiterung des Industrieparks in Guben und den Strukturwandel in der Lausitz betrifft: »Die Voraussetzungen sind da.« Foto: Simons

Fred Mahro ist zuversichtlich, was die geplante Erweiterung des Industrieparks in Guben und den Strukturwandel in der Lausitz betrifft: »Die Voraussetzungen sind da.« Foto: Simons

Guben verbindet gemeinsam mit dem polnischen Gubin entlang der Neiße auf eine einzigartige Art und Weise Deutschland mit Polen. Die besondere geografische Lage ist allerdings nicht der einzige Grund, weshalb Guben zu einem der internationalsten Standorte der Lausitz zählt. Um die Weichen für eine neue wirtschaftliche Ausrichtung der Region zu stellen, engagiert sich Guben durch Bürgermeister Fred Mahro in der Lausitzrunde. Die Lausitzrunde ist ein kommunales Bündnis, das sich als Bindeglied zwischen den Menschen vor Ort und allen Akteuren im Strukturwandel sieht. »Die Gesetze und Bestimmungen für den Strukturwandel tragen maßgeblich die Handschrift der Lausitzrund«“, sagt Mahro und ergänzt: »Wir setzen uns dafür ein, dass die zugesagten finanziellen Mittel auch wirklich in der kernbetroffenen Lausitz ankommen und sehen uns als Wächter der Fördermittel.« Anfang der 1960er Jahre wurde Guben zu einem Industriestandort entwickelt. Menschen aus allen Teilen der DDR und der Welt, etwa aus Vietnam und Mosambik, kamen dadurch in die Neißestadt, deren Industriepark mal 7000 Arbeitnehmer beschäftigte. »Das prägt die Stadt bis heute. Die Mentalität der Menschen hier ist einzigartig«, schwärmt Mahro. Noch heute besitzt Guben als eine von fünf Städten in Brandenburg »Industriegebietsstatus« und will diesen noch weiter ausbauen. Die Erweiterung des Industrieparks um ca. 20 Hektar ist ein konkretes Strukturwandelprojekt der Stadt. Für den Bürgermeister hat dabei Priorität, die bereits vorhandene Industrie und das ansässige Gewerbe zu stärken. »Eher erweitern sich die Unternehmen hier, als sich neue ansiedeln«, meint der studierte Betriebswirt. Dennoch gebe es in letzter Zeit auch vermehrt Anfragen von Investoren nach freien Ansiedlungsflächen, sowohl im Industrie- als auch im Gewerbegebiet der Stadt. So will sich demnächst ein Unternehmen ansiedeln, dass Altreifen aufarbeitet und daraus Gas, Öl und schwarzes Carbon gewinnt. Zu den Zukunftsplänen von Guben gehört u.a. auch die Wiederbelebung der Bahnstrecke Cottbus – Guben/Gubin – Poznan, die vor allem auch die Universitätsstädte Cottbus und Zielona Góra besser miteinander verbinden soll. Für einen erfolgreichen Strukturwandel sei es wichtig, dass alle am Prozess beteiligten Institutionen sich dem Wohl der Lausitz auch unterordnen. »Eine Kirchturmpolitik ist absolut fehl am Platz. Bundes- und Landesinteressen sowie die der Lausitzer Kommunen müssen sich auf einer Ebene begegnen und sich mit allen eingereichten Projektanträgen transparent verhalten. Die Lausitzrunde muss dabei als gleichberechtigter Partner und als das Sprachrohr der Bürgerschaft gesehen und verstanden werden«, betont Fred Mahro und ergänzt: »Nur so können sich die Lausitzer Bürgerinnen und Bürger am Strukturwandel beteiligen. Dieser Prozess bietet für unserer Region definitiv mehr Chance als Risiko«, gibt sich der Gubener Bürgermeister selbstbewusst. Mehr im Netz


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