Handwerk zieht Bilanz
Mehrere Stufen der Eindämmung, Wochen des Lockdowns und ihre Nachwirkungen prägten das Jahr 2020 und das erste Quartal 2021. Nur noch 69,1 Prozent der Unternehmen sind mit der Geschäftslage zufrieden. Damit liegt die Bewertung klar unter den Werten der Frühjahrsumfrage 2020 (84,3 Prozent) und 2019 (95,5 Prozent). Zuletzt gab es solche verhaltenen Einschätzungen während der Finanzkrise im Frühjahr 2009. In den einzelnen Gewerken zeigt sich jedoch ein sehr differenziertes Bild der aktuellen Stimmungslage. Während das Bauhaupt- und Ausbaugewerbe vergleichsweise robust durch die bisherige Pandemielage gekommen ist, ist die Situation bei den Personenbezogenen Dienstleistungen, dem Nahrungsmittelhandwerk oder auch dem Kfz-Handwerk deutlich angespannt. Die genannten Gewerkegruppen waren mit den Ladengeschäften unmittelbar von den Lockdown-Maßnahmen betroffen. Die Auftragslage und Auslastung der betrieblichen Kapazitäten der Unternehmen entwickelten sich in den letzten Monaten sehr verhalten. Jedes dritte Unternehmen gab sinkende Auftragseingänge an, deutlich mehr als im Vorjahreszeitraum (18,5 Prozent). Trotz der Herausforderungen hielten die Unternehmen an ihren Beschäftigten fest. In 82,4 Prozent der Unternehmen blieb der Personalbestand konstant. Jeder zehnte Betrieb baute sogar Personal auf. Von Lockdown betroffene Unternehmen nutzen überwiegend Instrumente wie Kurzarbeit, Arbeitszeitverkürzung oder Überstundenabbau. Das bewahrte die Mitarbeiter vor Kündigungen. Erschwerend für jeden zweiten Arbeitgeber ist, dass Personal aufgrund von Kinderbetreuung oder Quarantänemaßnahmen zeitweise ausfiel. Das wirkt sich auf die Abläufe von Baustellen zum Teil stark aus. Die Unternehmen zeigen hier ein hohes Maß an Flexibilität, um auf die jeweilige Situation im Sinne der Auftraggeber und Kunden zu reagieren. Der Fachkräftenachwuchs bleibt auch in Pandemiezeiten das dominierende Thema. Im Gesamthandwerk sucht jedes dritte Unternehmen durchschnittlich 1,6 Fachkräfte und einen Auszubildenden. Auch in den kommenden Monaten planen 83,7 Prozent der Unternehmen ihren Personalbestand mindestens konstant zu halten. Mit Blick auf die Umsätze beklagen 36,3 Prozent der teilnehmenden Unternehmen sinkende Zahlen, nur noch 63,7 Prozent (Vorjahr: 82,3 Prozent) der Unternehmen meldeten unveränderte oder gestiegene Umsätze. Entsprechend rückläufig gestaltet sich das Investitionsverhalten der Betriebe. 38,2 Prozent der Unternehmen haben ihre Investitionstätigkeit zurückgefahren. Vereinzelt wurden Investitionsentscheidungen verschoben. Nur noch 12,7 Prozent der Betriebe steigerten ihre Ausgaben für Maschinen, Anlagen und Gebäude. Die Verunsicherung über den weiteren Verlauf der Pandemie bleibt hoch. Die Handwerksbetriebe blicken verhalten auf die kommenden Monate. 52,5 Prozent der Betriebe rechnen mit gleichbleibenden, 28,1 Prozent mit schlechteren Geschäften. Jedes fünfte Unternehmen hofft auf eine Verbesserung der Situation.