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Georg Zielonkowski

Eine Niederlage, die begeisterte

Oft mag es nicht vorkommen, dass eine sportliche Niederlage Begeisterung hervorruft. Doch dieses 1:3 gegen Rekordmeister und Pokalverteidiger FC Bayern gehört absolut in diese Kategorie.

Weil eine blutjunge Cottbuser Mannschaft dem hohen Favoriten ganz viel abverlangt hat und offensichtlich keinerlei Respekt vor so großen Namen wie Coman, Tiago oder Lewandowski hatte. Mit einem unbändigen Kampfgeist hat sich der (auch körperlich) unterlegene Viertligist ins ungleiche Duell gestürzt, immer nach Entlastung vom permanenten Druck des FC Bayern suchend. Die aufopferungsvoll kämpfende Abwehr mit den Jungspunden Niklas Geisler und Tobias Eisenhuth auf der Doppel-Sechs und dem ebenfalls gerade der U19 entwachsenen Lennart Moser im Tor zeigten genau wie alle Teamkollegen eine großartige Leistung, die die Fans begeisterte. Auf der Pressetribüne fieberte Alexander Knappe begeistert mit, um gegen Ende der Partie freimütig zu sagen, dass er sich vor dieser jungen Mannschaft nur verneigen kann: »Was die Burschen hier gegen die Übermacht des FC Bayern leisten, ist unbeschreiblich. Das Ergebnis ist ok, aber für Energie wird dieses Spiel neben der schönen Erinnerung auch eine Menge Selbstvertrauen für die Ligaspiele bringen. Ich kann nur voller Respekt Danke sagen für diese Vorstellung!« Womit der Sänger wohl repräsentativ die Meinungen der Zuschauer wieder gab, denn es war in der Tat eine tolle Leistung der niederklassigen Gastgeber, wie auch die Stimmen der Gewinnermannschaft wiedergaben. »Zuerst will ich der gegnerischen Mannschaft ein großes Kompliment aussprechen, die sich von der ersten bis zur letzten Minute gewehrt hat. Getragen von einer großartigen Zuschauerkulisse«, so begann der sympathische Gästetrainer Nico Kovac seine Einschätzung der 92 Spielminuten. Nationaltorwart Manuel Neuer lobte sein Gegenüber Lennart Moser, der speziell in der Anfangsphase ein ums andere Mal prächtig reagierte. Bemerkenswert beim Duell David gegen Goliath war zudem die personelle Notsituation beim FC Energie Cottbus. In Ermangelung von Spielern (Verletzungsbedingt fehlten Robert Müller und kurzfristig auch Ibrahim Hajtic) konnten nur 17 von 20 möglichen Spieler nominiert werden. So war schon die Startelf mit einem Durchschnittsalter von 22,2 Jahren extrem jung aufgestellt. Als dann in der Schlussviertelstunde Moritz Broschinski den einzigen erfahrenen Spieler Dimitar Rangelow ersetzte, stand eine Elf auf dem Platz, die im Schnitt 19,3 Jahre zählte. Allein aus diesem Grund scheint der FCE, trotz des noch immer geltenden Defizits an erfahrenen Spielern, einer hoffnungsvollen Zukunft entgegenzusteuern. Von dieser Zuversicht getragen ist beispielweise ein Niklas Geisler, der gemeinsam mit Bruder Felix gegen den großen FC Bayern in der Startelf stand. Auf dem Weg zum Parkplatz Sandower Dreieck, wo die Spieler an diesem Tag ihre Fahrzeuge abstellen mussten, meinte der 18-jährige kurz vor Mitternacht nach einem tollen Fußballabend: »Wir alle werden uns noch ewig an dieses Spiel erinnern. Wann werden wir mit Tobi Eisenhuth auf der Achterposition noch einmal gegen solche Stars wie Sanchez und Tolisso spielen. Obwohl es schwer war, nimmt man so viel für die Zukunft mit.« Fazit des Vereins: Dieses Pokalspiel hat dem FC Energie weltweite Präsenz in ungeahnten Dimensionen in den verschiedensten Medien beschert. Durch die ARD-Liveübertragung konnte ganz Deutschland ohnehin den heldenhaften Auftritt der jungen Mannschaft und die großartige Stimmung im Stadion erleben, womit das allzu oft böse dargestellte Bild Cottbuser Fußballchaoten ad absurdum geführt wurde. »Ich denke, dass die vielen positiven Reaktionen und Schlagzeilen, die es während und nach dem Spiel gab, uns als Verein, aber auch der Stadt Cottbus ausgesprochen guttun. Dank des vorbildlichen Verhaltens unseres Publikums konnten wir ausgesprochen gut nachweisen, wie stimmungsvoll und fachlich kompetent unsere Anhängerschaft ein Fußballspiel begleiten kann und will. Vielleicht hat auch dieser großartige Auftritt, gepaart mit dem einmaligen Support, doch den ein oder anderen noch zögerlichen Kandidaten umgestimmt«, so Pressesprecher Stefan Scharfenberg-Hecht.


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