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Olympia-Aus für Bahnradsprinter Max Niederlag

Nach Tagen im Quarantäne-Zimmer wird der 23-jährige Medaillenanwärter im Teamsprint und Sprint den Rückflug antreten.

Rio de Janeiro: Das ist bitter! Wenn nicht gar ein „brutaler Schicksalsschlag“, wie sein Heimtrainer Ralph Müller sagt. Lediglich ein paar Trainingsrunden hat Max Niederlag in Rio de Janeiro absolviert. Seit gestern (8. August) steht fest: Für den Bahnradsprinter aus Heidenau haben sich die Olympischen Sommerspiele in Brasiliens Hauptstadt „erledigt“, noch bevor die Bahnrad-Wettbewerbe überhaupt begonnen haben. Der 23-Jährige wird am Donnerstag, 11. August, „definitiv nicht im Teamsprint an den Start gehen“. Nach einem Hoffen und Bangen haben sich Bundestrainier Detlef Uibel und der Leistungssportler darauf geeinigt. Damit gibt es für Max Niederlag auch keine Olympia-Teilnahme. „Der Kopf will, aber der Körper muss natürlich funktionieren“, hatte Max Niederlag noch am Sonntag gesagt. Er konnte sich jedoch nicht rechtzeitig erholen. Auch wenn es dem arg angeschlagenen Radsportler "mit großen Chancen im Sprint" nach einem bakteriellen Infekt dem Vernehmen nach „etwas besser gehe“, sei er noch durch die Krankheit ausgelaugt und lange nicht fit genug, um im internationalen Wettkampf seine Leistung zu bringen. Tagelang hatte sein Start in den Sternen gestanden. Sechs Tage hatte Max beim Training im Velodrom in Rio-Barra gefehlt und stattdessen das Krankenbett gehütet. Auf Biegen und Brechen mache es keinen Sinn. „Entweder zu einhundert Prozent oder gar nicht“, sagt Müller. Selbst wenn er am 12. August zum Sprint oder am 16. August zum Keirin antreten könne, wäre das keine Option. Das würden ihm die Regularien verwehren. Der Start in den Einzeldisziplinen sei zwingend mit dem Start im Teamsprint verbunden, erklärt Ralph Müller. Aber auch die Trainingsdefizite seien in der kurzen Zeit nicht aufzuholen. „Mir tut es unendlich leid für ihn“, sagt der Chemnitzer, der mit seinem Schützling monatelang auf das Ereignis hingearbeitet hat. Es ist nicht nur, dass die viele Schinderei und Entbehrungen, die er als Leistungssportler für Olympia in Kauf genommen hat, umsonst waren. Müller macht sich Gedanken, wie Max mit dieser schwierigen Situation umgehen wird. „Alles, was wir bis heute investiert haben, bricht nun zusammen. Ich hoffe, er kann das schnell hinter sich lassen und richtet seinen Blick nach vorn.“ Bereits nach den ersten Trainings in Rio hatte es Max Niederlag ausgerußt. „Er erlitt einen Leistungseinbruch, hat sein letztes Training selber abbrechen müssen und ist zum Arzt“, so Müller. "Die Bahn war sehr staubig, dazu ist es recht kühl in der Halle. Das hat ihn umgehauen“, beschrieb Detlef Uibel die Gegebenheiten vor Ort. Damit er seine Mannschaftskollegen nicht ansteckt, hatte der Coach für Max „Quarantäne“ angeordnet. Nach Halsschmerzen und einer dichten Nase waren am Wochenende noch Durchfall und Fieber hinzugekommen. Max bemüht sich jetzt, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen. Dass Max Niederlag bei Olympia ausfällt, macht dort auch den Vorsitzenden des SSV Heidenau, Frank Müller, betroffen. „Das ist eine schlimme Sache. So ein Mist. Aber, es lässt sich nicht ändern. Besonders ärgerlich: Er hat sich über Jahre darauf vorbereitet“. Andreas Kaiser, Leiter der Abteilung Radsport im Verein: „Das ist jammerschade. Für die Gesundheit kann niemand was. Aber die Gesundheit geht vor. Mit Medikamenten sich fit zu machen, nur um auf Krampf teilzunehmen, kann gewaltig nach hinten losgehen. Die Sportler geben ja nicht nur mit Hundertprozent, sondern gehen weit über ihr Limit hinaus. Schon allein deshalb ist es die richtige Entscheidung.“ Nur für Max sei es tragisch. „Aber er bekommt schon noch seine Chance, in dem nächsten Olympia-Zyklus dabei zu sein“, ist Kaiser optimistisch. Wenn Max der Vehemenz, die er im zurückliegenden Jahr gezeigt hat, weitermacht, stünden ihm alle Türen offen. „Bei der nächsten Olympiade ist er 27 Jahre alt und im besten Radfahreralter.“ Fotos: Daniel Förster


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