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Erinnerung an erstes Friedensgebet

Ökumenische Gedenkveranstaltung am 4. Oktober in Pirnaer Klosterkirche

Genau 30 Jahre nach dem ersten großen Friedensgebet in Pirna erinnert am 4. Oktober  eine ökumenische Andacht in der Klosterkirche an die geschichtsträchtigen Ereignisse und turbulenten Zeiten im Herbst 1989. Um 18 Uhr beginnt im Gotteshaus im Klosterhof eine Gedenkveranstaltung, bei der viele originale Zeitdokumente und Fotos aus dieser Zeit gezeigt werden. Das kündigt der evangelische Pfarrer Andreas Günzel, der gemeinsam mit dem katholischen Pfarrer Vinzenz Brendler den liturgischen Rahmen gestaltet, an. Der Abend steht unter dem Motto „Zeitzeugen erinnern sich“. Einer von ihnen ist Matthias Piel aus Liebethal, der 1989 in Pirna die erste Demonstration angemeldet hatte.  Am 4. Oktober 1989 wurde in der Klosterkirche Pirna das erste große Friedensgebet abgehalten, so Günzel. „Wir hatten uns versammelt um mehr Gerechtigkeit und Freiheit zu erstreiten“, berichtet Undine Arnold aus Copitz. Die Kirche sei mit Menschen übervoll gewesen. Schätzungsweise 800 Pirnaer waren gekommen und protestierten vor allem auch gegen den Umweltfrevel in Pirna, der damals von „Dreckbuden“, so von der Kunstseide und dem Zellstoffwerk ausging. „An jeder Säule in der Kirche standen vier, fünf Stasileute“, erinnert sich der Copitzer Helmut Gregert. Spät abends fuhr einer der letzten Züge von Prag durch die DDR nach Hof und brachte Flüchtlinge von der Prager Botschaft in den „Westen“ durch das Elbtal und durch Pirna. Auf dem Hauptbahnhof in Dresden herrschte eine brenzlige Situation. In Pirna waren die Versammelten nach dem Gottesdienst zu Hunderten auf den Bahnhof geströmt. „Überall auf dem Hinweg und auf dem Vorplatz waren Stasileute und Polizisten“, so Gregert. „Aber alles lief friedlich ab, so wie der ganze Herbst 1989! Dass das ein Wunder war, wird oft gesagt, begreifen kann man es wohl erst im Rückblick“, so Undine Arnold. Im Schutz der Kirche als Räume freier Meinungsäußerung entstand in Pirna der Friedenskreis der Kirchgemeinde St. Marien und es bildete sich das erste Forum einer Bürgerrechtsbewegung. (caw/df)


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