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Carola Pönisch

Weihnachtsmärkte vor Totensonntag?

Weihnachtsmärkte soll es in diesem Coronajahr geben, darin ist sich die Politik einig. Die Frage ist nun: Wie lange dürfen die Märkte öffnen? Kommt zur räumlichen auch eine zeitliche Entzerrung? Darüber dürfte es im September im Stadtrat Dresden Zoff geben.
Robert Malorny (li.) weiß die Unterstützung der Dresdner Händler, Hoteliers, Schausteller, Touristiker und Reiseveranstalter hinter sich (hier im Bild Vertreter der Branchen).                                                        Foto: Pönisch

Robert Malorny (li.) weiß die Unterstützung der Dresdner Händler, Hoteliers, Schausteller, Touristiker und Reiseveranstalter hinter sich (hier im Bild Vertreter der Branchen). Foto: Pönisch

Die gute Nachricht im Coronakrisenjahr lautet: »Weihnachtsmärkte sollen stattfinden können. Sie sind ein bedeutendes Kulturgut in Sachsen mit einer Tradition, die sich durch den gesamten Freistaat zieht. Und sie sind von großer wirtschaftlicher und touristischer Bedeutung«.
Gesagt hat das Kultusministerin Barbara Klepsch und damit wahrscheinlich bei tausenden Gastronomen, Hoteliers, Reiseveranstaltern, Händlern, Schaustellern und den Herstellern erzgebirgischer Volkskunst große Erleichterung ausgelöst. Denn genau diese Branchen sind es, die bis heute am meisten unter den Auswirkungen der Pandemie leiden. Ein Ausfall der Weihnachtsmärkte wäre für viele der endgültige Todesstoß.
So könnte es gehen: Entzerrung+Verlängerung
In der Dresdner Stadtverwaltung hat man das Thema schon auf dem Tisch. »Natürlich steht der Striezelmarkt als ältester deutscher Weihnachtsmarkt besonders im Fokus. Wir werden aber mit allen Marktveranstaltern sprechen und nach Konzepten suchen, die eine Durchführung unter Corona-Bedingungen ermöglichen«, verspricht OB Dirk Hilbert. 
Erste Ideen gibt es: Der Striezelmarkt zum Beispiel könnte über eine größere Fläche ausgedehnt werden, damit mehr Platz in den eigentlich rappelvollen Gassen zwischen den Buden herrscht. Und die Märkte könnten eher öffnen, damit Händler, Gastronomen und Hotelerie mehr Umsatz generieren können. Doch genau bei dieser Frage könnte es zum Streit kommen. Denn die FDP-Fraktion wird im September im Stadtrat einen Antrag einreichen, wonach alle Dresdner Weihnachtsmärkte bereits am 19. November – und damit vor dem Totensonntag – öffnen dürften. Am Totensonntag (22. November) sollen sie natürlich alle geschlossen bleiben. 
Für OB Hilbert (FDP) ist weihnachtliches Treiben vor dem 22.11. jedoch undenkbar. Zum innerparteilichen Interessenkonflikt käme nach Einschätzung von FDP-Vize-Fraktionschef Robert Malorny noch, dass mit heftigem Widerstand seitens SPD und Linke zu rechnen sei. »Mit den Grünen sind wir bereits in sehr konstruktiven Gesprächen«, sagt Malorny. Von den Freien Wählern erhofft man Zustimmung und von der CDU-Fraktion, dass sich der wirtschaftspolitische Flügel durchsetzt. 
Wie wichtig jeder zusätzliche Markttag ist, verdeutlicht Maik Borowsky, Vorsitzender des Schaustellerverbandes Dresden: »Wir haben seit sieben Monaten absolut keine Einnahmen, bei staatlichen Hilfen fallen wir aus dem Förderrahmen.« Und Dieter Uhlmann vom Verband Erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeughersteller, weiß: »Unser  Hauptgeschäft mit Nussknackern, Weihnachtskugeln und Räuchermännern läuft vor Weihnachten, nicht nach den Feiertagen, eine Verlängerung nach hinten bringt uns gar nichts.« 


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