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Carola Pönisch

Nachlass einer Gourmet-Ikone in der SLUB

Wolfram Siebeck liebte das Essen. Als Autor, Journalist und Kritiker setzte er Maßstäbe zur Verbesserung der Lebens- und Esskultur. Sein Nachlass liegt nun in der Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB).

Essen, nur um satt zu werden – undenkbar für Wolfram Siebeck (1928-2016). Essen und Trinken war für den Feinschmecker purer Genuss, war sein Lebensinhalt fast 60 Jahre lang.

Wolfram Siebeck hat seit den 1960er Jahren als Autor mit ungezählten Kolumnen und Beiträgen u.a. in »twen«, »stern«, » DIE ZEIT«, im »Feinschmecker« sowie in rund 40 eigenen Büchern die Geschmacksbildung in der Bundesrepublik Deutschland und später Gesamtdeutschlands geprägt.

Er geißelte den Wahn industriell hergestellter Fertiggerichte und Fast Food, beklagte nicht artgerechte Tierhaltung, die zu Billiglebensmitteln in Discountern führten und kritisierte oft, dass die Deutschen viel zu wenig Geld für gute, vor allem regional erzeugte Lebensmittel ausgeben. Der Gourmet Siebeck wurde dabei selbst zur Marke, seine Kritiken waren oft gefürchtet, er polemisierte. So schimpfte er noch 2009 in einer Deutschlandkarte seiner »Futterplätze" den gesamten Osten als "No go Ärea".

Siebecks Erbe in der Bibliotheca Gastronomica Genau hier landete am Freitag, den 13. Juli, der Nachlass des 2016 verstorbenen Gourmet-Papstes. Rund 1.500 Bücher, dazu unzählige Manuskripte, Schriftwechsel, audiovisuelle Dokumente, 770 herausragende internationale Speise- und Menükarten, die sich seinen Gastronomiekritiken zuordnen lassen, sowie rund 200 Zeichnungen Siebecks für Zeitungen und Illustrierte umfassen das Erbe, das die Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) für ihre umfangreiche Bibliotheca Gastronomica erhielt. Die wird geleitet von Prof. Dr. Josef Matzerath, der zur Ernährungsgeschichte Sachsens forscht und lehrt und 2013 gemeinsam mit Siebeck ein Buch zur sächsischen Hofküche herausbrachte, in dem historische Menüs von sächsischen Spitzenköchen neu interpretiert wurden. Dafür reiste er mit dem Feinschmecker-Papst 14 Tage lang durch (gehobene) Küchen des Freistaates, wobei selbiger zu dem Schluss kam "Hier kann man ja sogar essen gehen". Womit er seine Aussage über die "No go Ärea" revidierte. Bereits ein Jahr später, 2014, bestimmten Wolfram und seine Frau Barbara Siebeck, das die SLUB einst Aufbewahrungsort für den Nachlass de Gastrokritikes werden soll. "Die kulinarischen Nachlässe deutscher Spitzenköche sowie bedeutender Gastrikritiker sind bisher kaum erfasst", so Prof. Matzerath. "Insofern ist der Nachlass Siebecks ein Meilenstein für die Forschung zu exquisiter deutscher Küche." Das Erbe Siebecks soll digitalisiert und über die Homepage der SLUB allen Interessierten zugänglich gemacht werden. Auch direkt in der SLUB (Zellescher Weg 18) kann im Nutzungssaal in den Büchern und Zeitschriften geblättert werden. Als Fernziel fassen Prof. Dr. Thomas Bürger, Generaldirektor der SLUB, und Prof. Dr. Matzeratz eine Ausstellung über Leben und Werk Wolfram Siebecks ins Auge. "Den Siebeck würde das sehr freuen und ehren", ist sich Barbara Siebeck sicher.  


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