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Carola Pönisch

Formschön und schlingerfest

Camping galt schon in der DDR als beliebte Urlaubsform. Campinganhänger Made in GDR waren heiß begehrt und gelten heute wieder als Kultobjekte. Neben der »Wanderniere« gab es die »Nagetusch-Wohnanhänger – und die waren sogar »Made in Dresden«.

Es gibt ein Thema, zu dem hat wirklich jeder Deutsche eine Meinung: Das Auto. Fortbewegungsmittel, Statussymbol und Kultobjekt, Freiheit, Dynamik und Lebensstil verbinden wir damit. Für einige Autofahrer geht das Thema allerdings nach der Anhängerkupplung weiter – Stichwort Campingwagen, die potenzierte Freiheit auch für DDR-Bürger, wenn jedoch in deutlich engeren Grenzen als heute. Aus Dresden-Kaitz kam der »Nagetusch« Zu den wenigen und sehr begehrten DDR-Modellen, die es damals gab, gehörte der »Nagetusch«. Der Reiseanhänger kam 1958 in Kaitz zur Welt, sein »Vater« war der Konstrukteur Richard Nagetusch. Seit 1931 besaß der an der Leipziger Straße im Alten Schlachthof-Areal seinen gleichnamigen Spezialbetrieb für Karosseriebau. Nach dem Krieg siedelte Richard Nagetusch um ins beschauliche Örtchen Kaitz. Der von ihm entwickelte Wohnanhänger galt als formschön und schlingerfest, und die damalige Werbung versprach, »selbst bei anormal hohen Geschwindigkeiten über 100 km/h garantieren alle Typen einen ruhigen Lauf«. Das Modell verkaufte sich auch im Westen sehr gut. Leider wurde Nagetuschs Betrieb 1972 verstaatlicht und vom VEB Karosseriewerk Dresden (KWD) verschluckt. Dort hießen die Modelle fortan »VK 3.5 M«, der Name Nagetusch verschwand. Corso durch die Stadt und Treffen im Stallhof Pünktlich, 60 Jahre nach der »Geburt« des Wohnanhängers, gibt es nun ein großes Wiedersehen. Zum einen mit den nun historisch anmutenden Reiseanhängern – 35 Nagetusch-Mobile rollen am 26. Mai nach einem Corso durch die Stadt gegen 12 Uhr im Stallhof ein und sind dort bis 16 Uhr zu besichtigen. Zum anderen wird Manfred Nagetusch, Sohn des Firmengründers, aus Wiesbaden anreisen und seine einstige Heimat besuchen. Uwe Steimle wiederum begleitet das Treffen mit seinem Wartburg 312-Nagetusch-Gespann. Vom 22. bis 25. Mai steht ein Modell außerdem im Verkehrsmuseum. Weitere Infos * 13. Mai, 10 bis 18 Uhr: Großer Museumstag im Verkehrsmuseum Dresden im Rahmen der Ausstellung, Eintritt frei * 10.30 / 14.30 Uhr: Familienführungen durch die Ausstellung »Geliebt. Gebraucht. Gehasst. Die Deutschen und ihre Autos« *  11, 14 und 16 Uhr: Modelleisenbahn in Betrieb *  13. Mai, großes Manta-/Melkustreffen von 10 bis 16 Uhr im Stallhof, u.a. Melkus RS 1000 und »Manta, Manta«-Kultauto  


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