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Carola Pönisch

Ein Schutzraum für Männer

Gewalt gegen Männer kennt viele Formen, nur wird darüber sehr selten gesprochen. Schon seit zwei Jahren betreibt der Verein Männernetzwerk Dresden e.V. eine vom Freistaat finanziell geförderte Männerschutzwohnung. Dass sie gebraucht wird, zeigen die Auslastungszahlen
Symbolfoto/pixabay

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Ein Mann, der Prügel von seiner Frau bezieht? Was muss das für ein Schlappschwanz sein ... Dabei geht es vorrangig gar nicht immer um Schläge. Die Formen häuslicher Gewalt gegen Männer sind die gleichen wie gegen Frauen: Von subtiler psychischer, sexualisierter, sozialer bis hin zu ökonomischer Gewalt reicht die Spanne dessen, was Frauen mitunter ihren männlichen Partnern antun. Die Antwort auf die Frage, ob betroffene Männer ebenso schutzbedürftig sein können, lautet daher eindeutig »Ja«. Der Unterschied: Frauenhäuser (350 bundesweit) sind gesellschaftlich längst akzeptiert und fast in jeder größeren Stadt etabliert. Männerschutzwohnungen dagegen sind eher die Ausnahme. Ganze fünf, die über Steuergelder finanziert werden, gibt es bundesweit, davon drei in Sachsen (Dresden, Leipzig, Plauen). Zwei Jahre Männerschutzwohnung In Dresden gibt es seit 1. Februar 2017 einen Rückzugsort, in den sich Männer manchmal im wahrsten Sinne des Wortes in Sicherheit bringen können. Eine Vier-Raum- Wohnung, in der drei Männer mit jeweils ein bis zwei Kindern für drei, maximal sechs Monate Platz finden können. »Die Wohnungssuche war recht schwierig«, sagt Denny Schulz vom Verein Männernetzwerk e.V. und Leiter der Einrichtung. Doch es sei die richtige Entscheidung gewesen: Schon im ersten Jahr lebten hier insgesamt elf Männer und neun Kinder, die Auslastung betrug 60 Prozent. Im vergangenen Jahr waren sechs Männer und fünf Kinder zu Gast, da sie teilweise länger blieben als die vorgesehenen drei Monate, lag die Auslastung bei 85 Prozent. »In diesem Jahr haben wir bereits drei Betroffenen geholfen«, sagt Denny Schulz. Soziale Herkunft, Bildung oder Status spielen bei Gewalt gegen Männer übrigens keine Rolle. »Vom Hartz IV-Empfänger über den Mann einer Zahnärztin bis zum Geschäftsführer reicht die Palette. Der Älteste war 82 und kam direkt aus dem Krankenhaus zu uns«, so der Leiter der Wohnung. Auch Männer brauchen Netzwerke und Hilfe »Männern fällt es schwerer, Hilfe zu suchen. Oft werden sie auch nicht ernst genommen, wenn sie sich jemandem anvertrauen. Ihr Leidensweg ist schlichtweg oft länger als der bei Frauen, die von Gewalt in der Partnerschaft betroffen sind. Wer zu uns kommt, der ist in einer extremen Verzweiflungssituation«, so die Erfahrung der Mitarbeiter im Dresdner Männernetzwerk. Bis Ende 2020 ist die Männerschutzwohnung finanziell durch den Freistaat und den Kommunalen Sozialverband abgesichert. »Danach hoffen wir auf kommunale Förderung«, so Denny Schulz. »Denn der Schutzraum wird dringend benötigt.« Hie gibt's Hilfe * Hotline Tel. 0351-323 454 22 * Per Email an: www.gib-dich-nicht-geschlagen.de * Anschrift: Männernetzwerk e.V., Schweppnitzer Straße 10, 01097 Dresden * weitere Angebote: P3 (steht für Projekte | Partner | Perspektiven) – für erwerbslose Männer; MIRROR – Beratungs- und Bildungangebot zur Stärkung der elterlichen Kompetenz; ESCAPE – Beratungs- und Trainingsangebot in Fällen häuslicher Gewalt * Männercafè, SchweppnitzerStraße, immer mittwochs 14 bis 17 Uhr


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