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Das Königsteiner Retro-Kino

Ein Verein in Königstein will das alte Kino im Ort wieder flott machen und sucht dafür Unterstützer. Die Gelegenheit ist günstig.

Da ist er, dieser Geruch, den man  vielleicht vom Wochenendhäuschen kennt: Etwas muffig, gebraucht – in modernen Multiplexkinos undenkbar, im Königsteiner Kino einfach obligatorisch. Die Wände – bespannt mit Stoff, die Decke – aus Holz, die Kinosessel – längst abgesessen. Der Hingucker steht am Rand – ein Bullerjan-Ofen, der zuverlässige Dienste leistet, sofern man ihn rechtzeitig anheizt. Jede Episode aus fast 100 Jahre Kinogeschichte hat hier, unterhalb der prominenten Festung, Spuren hinterlassen, leider auch an der Bausubstanz. »Die Feuchtigkeit sitzt im Gemäuer. Hinzu kommen statische Probleme. Die Haustechnik ist veraltet«, zählt Architekt Jörg Möser u.a. auf.  Es geht in Zukunft um nicht weniger, als die die Aura des Hauses zu bewahren und gleichzeitig den baulichen Anforderungen der Gegenwart gerecht zu werden. Nach den Plänen soll das in zwei Bauabschnitten erledigt werden. Gesamtvolumen: 1,15 Millionen Euro. Start: 2019.
 Vor zehn Jahren kaufte die Königsteiner Familie Leonhardi die Immobile an der Goethestraße. »Wir kannten das Kino noch aus DDR-Zeiten«, erinnert sich Simone Leonhardi. Nach der Wende, so erzählt sie weiter, sei es privatisiert worden. Die Filmauswahl sei sehr speziell gewesen. Horrorfilme am laufenden Band.  Das Königsteiner Publikum ließ sich dafür nicht sonderlich begeistern. Das Lichtspielhaus musste schließen und gammelte die nächsten Jahre vor sich hin. 2010 übernahm dann der Verein »Königsteiner Lichtspiele« die Regie. Wenig später lief der erste Film: »Die Olsenbande sieht rot«. Seither stand fast jeden Monat ein Streifen auf dem Programm,  meistens DEFA-Produktionen und Familienkino.  Eintritt wurde nicht verlangt, stattdessen eine Spende. Hinzu kamen Veranstaltungen, wie die Lego-Tage, Jugendgottesdienste und Vorträge. Auch für private Feiern wird der Saal gern gebucht. »Ich hätte nie gedacht, dass es so ein altes Kino überhaupt noch gibt«, erinnert sich Landesbühnen-Intendant Manuel Schöbel an seinen ersten Besuch. Das Radebeuler Theater-Ensemble kam 2013 mit dem Stück »Adams Äpfel« nach Königstein. Als sich für die dringend notwendige Sanierung die Chance einer 80-prozentigen Förderung auftat, stand für die Vereinsmitglieder die Frage: Jetzt oder nie?   »Im ersten Schritt wollen wir den Eingangsbereich, den Hauptsaal und die Nebenräume modernisieren«, sagt Manfred Schlotzhauer vom Verein. Dafür stehen rund 550.000 Euro aus dem LEADER-Topf zur Verfügung. Der Eigenanteil des Vereins  beläuft sich auf 137.000 Euro. »Diese Summe ist durch private Darlehen gesichert«, erzählt er weiter. Die Laufzeit betrage fünf Jahre. Auf der Haben-Seite stehen immerhin schon 30.000 Euro. Heißt also: Der Verein muss in den nächsten fünf Jahren 107.000 Euro auftreiben. Im zweiten Bauabschnitt ist das Hinterhaus dran – samt Terrasse für eine Außenbewirtschaftung. »Mit der Sanierung steigen auch die Nutzungsmöglichkeiten. Ausstellungen,  Vereinsabende, Proberäume – das Haus hat Potential, der kulturelle und gesellschaftliche Treffpunkt Königsteins zu werden«, meint die Vereinschefin. Und wenn künftige Generationen wissen wollen, was genau Lichtspiele eigentlich mal waren, dann gibt es hoffentlich noch einen Ort, der davon erzählen kann. Informationen / Spendenkonto: www.koenigsteiner-lichtspiele.de


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