Wie alle Theater in Deutschland befindet sich auch die neue Bühne Senftenberg durch die Pandemie in einer besonderen Situation. Trotzdem haben die Senftenberger Theatermacher eine interessante Spielzeit zu bieten.
»Am liebsten würde ich kein Wort mehr über behördlichen Anordnungen, Hygiene oder Abstand sagen«, beginnt Manuel Soubeyrand, Intendant der neuen Bühne Senftenberg, den Ausblick auf eine besondere Spielzeit 2020/21 unter besonderen Bedingungen. »Theater ist körperlich, man schwitzt und spuckt, wir haben schnelle Umzüge, alles ist eng und heiß«, beschreibt er den Bühnenalltag. »Das alles ist mit einem Mindestabstand von 1,50 Meter oder sogar drei Metern bei besonders intensiven Szenen kaum möglich.« Da gilt es kreativ zu sein, um das Theater im Bewusstsein der Menschen zu halten und auch ein wenig von der Sorge, die die Pandemie den Menschen bereitet, abzulenken.
Digital und draußen
Lockdown und Kurzarbeit null ließen das Senftenberger Theater aber nicht in einen Dornröschenschlaf verfallen. Die Schauspieler befeuerten die sozialen Kanäle und mit den ersten digitalen Inszenierungen von »Radio Einsamkeit« und das »Ende der Trockenzeit« erhielt die neue Bühne enormen digitalen Zuspruch. Mit dem Neustart im August etablierte sich die Hofbühne zu einem beliebten Wochenendtreff im Theaterhof. Knapp 1 500 Theaterfreunde nutzten das Draußen-Angebot. Das Experiment Autotheater sorgte mit einer Lindenberg-Performance von Erik Brünner für ein ganz neues Theatergefühl. Und so ging es langsam, aber stetig von der digitalen in die analoge Theaterzeit über.
Komödie und Zeitgeist
Mit der Inszenierung von Mario Holetzeck »Iphigenie auf Tauris« kam wieder ein Theatergefühl im großen Saal auf. Genial wurde das Zuschauerkonzept beim Stück »Mein Jahr mit Udo Jürgens« umgesetzt. Sogar ein Mini-Spektakel ließ am 3./4. Oktober mit der szenischen Zeitreise »Über Deutschland denken...« das Gefühl eines großen Theaterfestes aufkommen.
Die Spielzeit 2020/21 hat aber noch einiges mehr zu bieten. Von den Utopien und Dystopien Deutschlands geht es zu einer außergewöhnlichen Theaterperformance: »Selfies einer Utopie« von Nicola Bremer. Der multinationale Autor schrieb eine Theaterserie, in der jede Aufführung für sich steht und verhandelt ein Thema, das in einer offenen Improvisation von drei Schauspielern auf der Bühne gespielt wird. Auch die Komödie kommt nicht zu kurz: »Er hat ein unheimlich großes komödiantisches Talent«, freut sich Maren Simoneit, Dramaturgin des Stückes »Die Studentin und Monsieur Henri«. Gemeint ist Heinz Klevenow, der in seiner ureigensten Art einen alten Herren spielt, der die Wahl zwischen Altersheim oder junger Mitbewohnerin hat. »Venedig im Schnee«, eine Komödie mit einer ganz eigenen Sprache und »Am Boden«, die den Konflikt einer Kampfpilotin zeigt, die nur noch Drohnenangriffe fliegen soll, zeigt die Vielschichtigkeit des Senftenberger Theaters.
Drei Mal Weihnachten
»Wichtelweihnacht im Winterwald«, eine Inszenierung von Anita Iselin, »Rosa bockt oder wie das mit Dornröschen wirklich war« in der Regie von Jan Mixa und »Das Wirr-Wahr-Weihnachtsmärchen« von Tilo Esche lassen im November Adventsstimmung aufkommen. Wenn die Kaninchenkinder Nina und Kalle den Weihnachtsmann suchen oder die Frage untersucht wird: Hat sich Dornröschen selbst geweckt, dann ist Märchenzeit an der neuen Bühne. »Inwiefern wir Schulklassen bespielen können, wissen wir nicht, das hängt von den Hygienebestimmungen ab«, gibt der Intendant zu bedenken.
Einen Ausblick auf pandemiefreie Theaterzeiten wagen die Senftenberger Theatermacher dann doch noch: »Wir möchten die Rocky Horror Show inszenieren«, verrät Soubeyrand. »Dafür müssen wir aber ohne Beschränkungen spielen können, sonst ist das Stück nicht machbar.« Übrigens müssen die Senftenberger Schauspieler aufgrund der Vorgaben für Personenanzahl und Raumgrößen den ehemaligen Plus-Markt in der Roßkaupe nutzen: »Da es ein Supermarkt war, lässt er sich nur bis 18 Grad hochheizen, das wird spannend im Winter«, schmunzelt Soubeyrand.
Termine
- »Die Studentin und Monsieur Henri«: Samstag, 10. Oktober, 19.30 Uhr; Samstag, 17. Oktober, 19.30 Uhr
- Internet: www.theater-senftenberg.de