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Frauen besonders von Altersarmut bedroht

Unsichere Jobs sind meist Frauensache: Im Landkreis Dahme-Spreewald arbeiteten Ende vergangenen Jahres rund 15.800 Frauen in Teilzeit, Mini-Job oder Leiharbeit. Damit machten sie 65 Prozent der „atypischen Beschäftigung“ aus, wie eine gleichnamige Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung zeigt. Das teilt die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) mit und warnt zugleich vor einer zunehmenden Altersarmut für Frauen.
Trübe Aussichten im Rentenalter. Da viele Frauen über Jahre hinweg nur in Teilzeit- oder Mini-Job gearbeitet haben, sind sie besonders von Altersarmut bedroht, warnt die IG BAU. Foto: IG BAU

Trübe Aussichten im Rentenalter. Da viele Frauen über Jahre hinweg nur in Teilzeit- oder Mini-Job gearbeitet haben, sind sie besonders von Altersarmut bedroht, warnt die IG BAU. Foto: IG BAU

Dabei seien Zeiten der Schwangerschaft oder Kindererziehung noch nicht einmal berücksichtigt.

„Wenn Politik und Wirtschaft nichts unternehmen, dann werden Frauen bei der Rente immer öfter zu Verliererinnen“, sagt Regina Grüneberg, Bezirkschefin der IG BAU Südbrandenburg.
Besonders besorgniserregend sei der Trend, dass Teilzeit immer mehr zum Normalarbeitsverhältnis für Frauen werde. So habe es nach Angaben der Böckler-Studie im Kreis Dahme-Spreewald zuletzt 10.937 Teilzeit-Arbeiterinnen gegeben – 61 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Demgegenüber hätten Ende vergangenen Jahres nur 3.810 Männer in Teilzeit gearbeitet. Außerdem waren mit insgesamt 4.308 Mini-Jobberinnen 56 Prozent aller geringfügig Beschäftigten im Kreis weiblich, heißt es. Vor dem Hintergrund der aktuellen Rentendebatte fordere die IG BAU, die Situation der Frauen stärker in den Blick zu nehmen.
„Gerade in der Gebäudereinigung, im Gartenbau und in der Floristik bekommen sie kaum Vollzeitstellen, sondern Teilzeitoder Mini-Jobs. Die Folge ist, dass Frauen trotz jahrzehntelanger Arbeit im Alter zum Sozialamt gehen müssen“, sagt Gewerkschafterin Grüneberg.
Zudem würden Frauen wegen Erwerbsunterbrechungen häufig mehrere Jahre an Rentenbeiträgen fehlen. Und auch nach einer Scheidung stünden viele Frauen mit leeren Händen – aber oft mit dem alleinigen Sorgerecht – da.
„Die Folge davon ist eine weiter zunehmende Altersarmut bei Frauen“, ist Regina Grüneberg sicher.
Unternehmen und Politik müssten deshalb gleichermaßen gegensteuern.
Grüneberg: „Statt Frauen nur für wenige Wochenstunden einzustellen, sollten Firmen vollwertige Jobs schaffen – für Frauen und Männer“.
Weniger zu arbeiten, müsse eine individuelle Entscheidung sein und kein Zwang. Für Reinigungskräfte sei Vollzeit mittlerweile fast eine Seltenheit, obwohl sich das viele Beschäftigte wünschten. Eine zentrale Voraussetzung für höhere Renten sei natürlich die gleiche Bezahlung von Frauen und Männern, so die Gewerkschafterin. Mittlerweile habe die Politik die Bedeutung von „Equal Pay“ erkannt und ein Lohngerechtigkeitsgesetz auf den Weg gebracht. Grüneberg spricht von einem „Schritt in die richtige Richtung“, kritisiert jedoch, dass Beschäftigte erst in Betrieben ab 200 Mitarbeitern einen Auskunftsanspruch über die Bezahlung der Belegschaft haben. Damit greife das geplante Gesetz nur in Teilen des Handwerks und der Reinigungsbranche. Eine entscheidende Maßnahme wäre es, so die IG BAU, Phasen der Erwerbslosigkeit in der gesetzlichen Rentenversicherung aufzuwerten.
Regina Grüneberg: „Zeiten der Schwangerschaft und Erziehung müssen endlich anerkannt werden – zum Beispiel durch Extra-Rentenpunkte“.


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