

In der ersten Jahreshälfte haben die Albrechtsburg Meißen zahlreiche Pakete erreicht oder man konnte persönliche Besucher empfangen, die alle eine echt sächsische Leihgabe im Gepäck hatten. Mehr als 60 Geschichtsfans waren dem Aufruf gefolgt, das sogenannte »Sachsenregal« mit Leben zu füllen. Über die »Ausbeute« sind der stellvertretende Schlossleiter Falk Dießner und Kulturpädagogin Katharina Banda sehr zufrieden und auch sehr überrascht. »Ehrlich gesagt hatten wir bei der Idee, zu Leihgaben aufzurufen, auch die Befürchtung zehn Schwibbögen und 20 Nußknacker zu bekommen«, geben sie zu. Doch weit gefehlt. Die Museumsspezialisten sind völlig begeistert, was alles den Weg zu ihnen gefunden hat. Von den 60 angebotenen persönlichen Schätzen haben es 50 ins eigens angeschaffte und eher rustikal wirkende Schwerlastregal geschafft.
Überraschende Vielfalt
Darunter sind unter anderem ein Kinderessgedeck aus echtem Meißner Porzellan, dass illegal - quasi schwarz - in den Arbeitspausen heimlich mit lustigen Tiermotiven für private Zwecke bemalt wurde - streng verboten! Auch dabei ist ein legendärer Metallbaukasten von 1968 - der noch rege von den Leihgebern und deren Kinder bzw. Enkel bespielt wird oder das Leipziger Messemännchen samt früheren Messekatalogen und die erste Ferneisenbahn »Saxonia« als Sonderanfertigung von 1989 in Spurgröße H0. Aber auch echt historische, oft über Generationen vererbte Hinterlassenschaften der Familien wurden zur Verfügung gestellt: So eine Gewerbeerlaubnis zum Betreiben einer Apotheke in Leisnig aus dem Jahr 1684 oder die liebevoll gestaltete Neujahrsgrußkarte des Siebenjährigen Karl Adolph Carlowitz an seine Eltern von 1779. Sogar ein Stollenrezept für einen Leipziger Christstollen und der Computer-Terminal von Prinz Daniel von Sachsen wurden für das »Sachsenregal« eingereicht. Sie stehen quasi neben Sorbischen Ostereiern, dem Herrnhuter Stern, einer DDR-Puppenstube aus Gotha und vielen Sportauszeichnungen, Wimpeln und Schallplatten.
Rührende Geschichten
Doch die Exponate sind nicht alles. »Uns kam es auch besonders auf die Geschichten hinter den Stücken an und wie sie echte sächsische Geschichte erzählen«, erklärt Katharina Banda. Denn so besonders die Ausstellungsstücke bereits sind, ihren echten Charme erhalten sie durch ihre Geschichten zur Entstehung, der Herkunft und Verwendung. Diese kleinen und oft sehr persönlichen Begebenheiten der Leihgeber werden auf angebrachten Tabletts zu erkunden sein.
Das Schösserland Sachsen gestaltet mit dem »Regal voll Sachsen« in der Albrechtsburg die neue Ausstellung: »Königsmacher. 1423 - Ein Wettiner wird Sachse«. Das »Sachsenregal« ist dabei nur ein kleiner Teil der neuen Ausstellung, für die extra die überlebensgroße Statue von Friedrich dem Streitbaren - dem Namensgeber der Ausstellung - von seinem angestammten Platz an den Eingang der Ausstellung gebracht wurde. Die weiteren Räume befassen sich auch mit dem Gedankenspiel: Was wäre, wenn die Geschichte anders verlaufen wäre?
Übrigens, die Leihgeber erhalten eine Jahreskarte für das Schlössenland Sachsen und sind zur Ausstellungseröffnung am 21. Oktober oder jedem anderen Termin in Meißen sehr gern gesehen.