

Etwa vierzig Prozent der in Sachsen ansässigen Betriebsinhaber im Handwerk sind 55 Jahre und älter. Im Landkreis Görlitz gilt das sogar für fast jeden zweiten Inhaber oder Geschäftsführer. Das bedeutet, dass für eine große Zahl an Unternehmen in den kommenden zehn Jahren die Nachfolge-Thematik ansteht. Mit dem Projekt »SelbstständigLausitz« hat die Handwerkskammer Dresden in Weißwasser ein neues Kompetenzzentrum in der Region initiiert, dass sich dem Thema annimmt.
»Das neu initiierte Projekt soll vor Ort einen reibungslosen Eintritt ins Unternehmertum ermöglichen und langfristig stabile handwerkliche Strukturen in der Lausitz erhalten und aufbauen«, sagt Andreas Brzezinski, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dresden. »Uns ist es wichtig, dass hier in der Region Betriebe gegründet, erhalten und übergeben werden. Denn mit jedem Unternehmen, das ersatzlos vom Markt verschwindet, verschwinden auch Arbeitsplätze und potenzielle Ausbildungsplätze. Dies wollen wir verhindern.«
Drei Mitarbeiterinnen sind in der neuen Anlaufstelle auf dem Telux-Gelände in Weißwasser vor Ort. Ihr Hauptaugenmerk liegt darauf, auf Firmen, bei denen in absehbarer Zeit eine Unternehmensnachfolge im Raum steht, zuzugehen. Sie sollen frühzeitig beraten werden, so dass ein passendes Nachfolgekonzept erarbeitet und ein Nachfolger gefunden werden kann. Angelegt ist das neue Projekt zunächst bis 2027, Ziel ist es aber, hier eine dauerhafte Struktur zu etablieren. Finanziert wird SelbstständigLausitz zum Teil über das Bundesförderprogramm STARK, zum Teil durch Mittel der HWK.
»Eine geregelte Firmenübergabe ist ein Kraftakt, das berichten uns unsere Berater immer wieder“, sagt Andreas Brzezinski. Unternehmerinnen und Unternehmer haben ihre Firmen nach ihren Vorstellungen aufgebaut und geführt, sie mit ihrem Charakter geprägt. Wenn dann ein Nachfolger mit eigenen Ideen kommt, fällt das Abgeben nicht immer leicht. »Da braucht es viele Gespräche, damit sich Vertrauen entwickeln kann. Und dabei kann ein unbeteiligter Dritter, der als Moderator fungiert, helfen«, so Brzezinski.
Daneben soll das neue Kompetenzzentrum aber noch mehr leisten. Zum einen steht natürlich Netzwerkarbeit auf dem Programm, um andere Akteure wie beispielsweise IHK, Wirtschaftsförderer und Wirtschaftsverbände mit einzubinden. Auch Informationsveranstaltungen sollen organisiert werden.
Auch potentielle Unternehmensgründer will die HWK mit dem neuen Projekt unterstützen. Das Thema soll dabei schon in der Berufsorientierung an Schulen präsenter werden. Überhaupt will die HWK verstärkt an Schulen für das Handwerk trommeln. »Wir wollen dort aber nicht nur vor die Klassen treten und vom Handwerk erzählen. Wir wollen Interaktion«, sagt Projektkoordinatorin Christine Zeidler. Das könnte beispielsweise über Workshops in den Schulen passieren, die gemeinsam mit regionalen Firmen durchgeführt werden. Denkbar ist auch, dass man mit einzelnen Klassen in die Betriebe geht. Insgesamt will die HWK das Projekt nutzen, um in Sachen Zusammenarbeit mit Schulen Neues auszuprobieren. »Gerade das Thema Unternehmertum und Schüler ist bei uns noch nicht so stark besetzt. Das wollen wir angehen«, sagt Andreas Brzezinski.
Regionalbüro Weißwasser der HWK Dresden