

„Mich sprechen immer wieder Mundartfreunde an, warum es kein Oberlausitzer Wort des Jahres gibt“, sagt Heimatforscher und Oberlausitzer Urgestein Hans Klecker. So schrieb ihm Ende April Herr Wagenknecht: „Jedes Jahr macht die Presse mit viel Gesumse das sächsische Wort des Jahres bekannt. Geht so was Ähnliches auch für unsere Äberlausitz?“ Die Gesellschaft für Deutsche Sprache wählt seit den siebziger Jahren jährlich ein Wort des Jahres und seit 1991 zusätzlich auch noch ein Unwort. Mit der Kür eines sächsischen Wortes ab dem Jahre 2008 sollen aussterbende sächsische Wörter gerettet und die Pflege der Mundart als wichtiger Teil der deutschen Sprache gefördert werden. Die Erzgebirgler wählten im letzten Jahr Lorks (Ausschuss, Murks) zum erzgebirgischen Wort des Jahres 2019. Es ist sprachlich verwandt mit Lurke, womit der Oberlausitzer ein minderwertiges Getränk bezeichnet. Ein Oberlausitzer Wort des Jahres hat bisher Schnatl Koarle über Facebook ermittelt. Im letzten Jahr entschieden sich die Mehrheit der Wähler für Schnupptichl (Taschentuch). 2019 hat sich auf Initiative von Johannes Kletschka aus Neueibau eine Gesellschaft zur Erhaltung und Förderung unserer Oberlausitzer Mundart gebildet. Diese arbeitet mit der Redaktion des Neuen Oberlausitzer Hausbuches zusammen und ist jetzt federführend bei der Wahl des Oberlausitzer Wortes des Jahres. Insgesamt 198 Vorschläge von Bürgern aus allen Teilen der Kreise Görlitz und Bautzen gingen ein. Daraus wählte die Jury aus sieben Mundartkennern drei Oberlausitzer Wörter, ein Substantiv, ein Verb und ein Adjektiv. Die meisten Oberlausitzer reichten scherzhafte Substantive oder Volksdeutungen ein, wie Kließlroaffer (Büstenhalter), Foarzwulle (Sauerkraut), Hietroibratl (Tablett), Roaaziehgloas (Fernglas, Brille) oder Schloitut (kräftiger Kerl). Ernste Substantive wie Huntschl (Ferkel, Kiefern- und Tannenzapfen), Tätigkeits- und Eigenschaftswörter, wie braajgln (brutzeln) oder herrlch (mäkelig) haben leider nur eine geringe Chance zum Wort des Jahres gekürt zu werden.