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Bertram Oertel

Nach 350 Jahren wieder Glockenweihe

Reichenbach. Zwei neue Kirchenglocken sind in Reichenbach angekommen. Am 1. Juli fand die Glockenweihe statt. Bis zum ersten Läuten vergehen aber noch einige Tage.
Zur Glockenweihe am 1. Juni kamen viele Besucher.

Zur Glockenweihe am 1. Juni kamen viele Besucher.

Bild: Bertram Oertel

Reichenbach. Endlich war es wieder soweit: Nach sieben Monaten unnatürlicher Ruhe ohne das gewohnte Glockengeläut kehrten die Glocken der evangelischen St.-Johanniskirche nach einer kurzen Rundreise durch das Reichenbacher Land am 1. Juni nach Reichenbach zurück. Die halbe Stadt war auf den Beinen, um der Glockenweihe und dem Aufziehen der schweren Glocken beizuwohnen.

 

Wie Pfarrer Christoph Wiesener erläuterte, musste vor sieben Monaten der Kirchturm wegen Fäulnis und Schwammbefall dringend saniert werden. Deshalb wurde zunächst die verbliebene alte Lutherglocke ausgebaut und restauriert. Dabei kam der Wunsch auf, auch die zwei im letzten Weltkrieg eingeschmolzenen Glocken originalgetreu nachgießen zu lassen. Keine leichte Aufgabe in Zeiten leerer Kassen und sinkender Kirchenmitgliedszahlen.

 

Kosten im sechsstelligen Bereich

 

Der Kostenvoranschlag belief sich auf stolze 160.000 Euro. Die Gemeinde und viele Sponsoren sammelten fleißig Euro um Euro, um den Neuguss der Christus- und Melanchthon-Glocke zu finanzieren. Viele namhafte Sponsoren, wie die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die Sparkassenstiftung, der Kirchenbezirk Oberlausitz/Niederschlesien, die Erika-Simon-Stiftung, der Lions Club Niesky, um nur einige zu nennen, und natürlich die Reichenbacher Gemeindemitglieder schafften es in kürzester Zeit, 165.000 Euro aufzubringen und die Finanzierung dieses großen Vorhabens zu sichern.

 

Die 1,5 Tonnen schwere Christusglocke war 1833 in der damals bekannten Glockengießerei Friedrich Gruhl in Kleinwelka gegossen worden. Der Neuguss der Christus-Glocke und der Melanchthon-Glocke erfolgte am 22. März in der traditionsreichen Glocken- und Kunstgießerei Rincker im hessischen Sinn.

 

Für den 1. Juni waren Gewitter und Dauerregen angesagt, doch über der Reichenbacher Kirche Riss der Himmel auf und strahlender Sonnenschein begleitete den Festgottesdienst auf dem Kirchplatz.Mit einem Autokran wurden die schweren Glocken vom geschmückten Zugfahrzeug gehoben und vor dem provisorischen Altar von Generalsuperintendentin Theresa Rinecker und Pfarrer Christoph Wiesener gesegnet und von Vertretern der Kirchengemeinde sowie der Jungen Gemeinde angeschlagen.

 

Danach wurden die Glocken in den 46 Meter hohen Kirchturm manövriert. Der Posauenchor Reichenbach-Melaune begleitete den festlichen Gottesdienst. Theresa Rinecker war in ihrer Predigt voll des Dankes und der Freude über den gelungenen Verlauf dieser in der heutigen Zeit selten gewordenen Glockenweihe.

 

Festgottesdienst und Volksfest geplant

 

Die Glocken werden in den nächsten Tagen fest montiert, justiert und klanglich eingestellt. Vom 20. bis 22. Juni haben die Gemeinde und Interessierte jeweils um 21.30 Uhr Gelegenheit, Kirche und Glockenturm zu besichtigen.

 

Am 23. Juni findet zur Einweihung des neuen Geläutes ein großer, öffentlicher Festgottesdienst statt, bei dem Bischof Stäblein, Ministerpräsident Kretschmer und Vertreter aus Kirche und Gesellschaft in der Reichenbacher Kirche anwesend sein werden. Aus Anlass der Glockenweihe veranstalten die Reichenbacher an diesem Tag ein großes Volksfest mit vielen Attraktionen.


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