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Das »hässliche Entlein« verschwindet

Bad Muskau. Das Wasserkraftwerk in Pückler-Park wird saniert. Baustart ist im April. Auch für Lodenau gibt es Pläne.

Nach der Wende kaufte die Firma JRS (J. Rettenmaier & Söhne GmbH) das Wasserkraftwerk in Bad Muskau und brachte die Technik in Schuss. Doch das ist nun auch schon wieder ein Vierteljahrhundert her, und die Anlage wurde 1995 auch nur in Teilen modernisiert. Oder anders ausgedrückt: Wehr und Kraftwerk sind in die Jahre gekommen.

 

»Bereits Ende der 90er-Jahre gab es Pläne von JRS, das Wehr zu erneuern«, sagt Volker Altus, Leiter Technik und Produktion bei der Celltechnik Lodenau GmbH, die zur JRS-Unternehmensgruppe gehört. Der Park entwickelte sich mehr und mehr zum Schmuckstück, das Wasserkraftwerk blieb als »hässliches Entlein« zurück. Doch eine Sanierung umzusetzen war schwierig. Die Anforderungen der Unteren Wasserbehörde, des Parks, des Denkmalschutzes, des Umweltschutzes und der Fischereibehörde ließen sich nicht unter einen Hut bekommen

 

Auf der einen Seite ist eine optische Veränderung der Anlage nicht erlaubt, weil das Erbe des Parks erhalten bleiben muss, andererseits ist nach europäischer Wasserrahmenrichtlinie eine Fischaufstiegsanlage gefordert. Das ließ sich lange nicht vereinbaren. So gab es beispielsweise Pläne für ein Umgehungsgerinne, denen die Denkmalschutzbehörde aber eine Absage erteilte. »Seit fünf Jahren gibt es ein Unternehmen aus Österreich, dank dem wir eine Lösung gefunden haben«, sagt Volker Altus. Die Fischwanderhilfe der Firma Fishcon funktioniert über ein Zwei-Kammern-Rohrsystem, ist kompakt und kann hinter dem Kraftwerk montiert werden.

 

Drei Bauabschnitte, ein Jahr Bauzeit

 

Eingeteilt ist der Bau in drei Abschnitte. Der erste beginnt schon im April, spätestens, wenn Ende des Monats der große Kran steht, ist das auch weithin sichtbar. Saniert werden dann zunächst die Einlaufmauer, Einlauftafeln und Wehrpfeiler. Außerdem werden erste Rohre für die Fischpassanlage verlegt. Weil dazu das Wasser am Wehr abgelassen werden muss, wird an anderer Stelle eine Wasserhaltung aufgebaut, inklusive zweier großer Pumpen, die die Hermannsneiße mit Wasser versorgen. »Damit stellen wir sicher, dass der Park zu jeder Zeit Wasser hat«, erklärt Volker Altus.

 

Im Spätsommer soll der zweite Bauabschnitt beginnen. Dann wird der Einbau der Fischpassanlage vorbereitet und diese (so sie zu dem Zeitpunkt schon geliefert wurde) montiert. Das soll bis Ende November geschehen. Danach folgt Bauabschnitt drei, die Erneuerung der Wehranlage. Dazu muss auch ein Belüftungssystem eingebaut werden, dass das Wehr im Winter eisfrei hält. Läuft alles nach Plan, sollen die Arbeiten im März 2024 abgeschlossen sein. Investiert wird für die Sanierung eine siebenstellige Summe.

 

Fischlift fürs WKW in Lodenau

 

Baupläne gibt es auch für das Wasserkraftwerk in Lodenau. Dort soll ebenfalls der Weg für Fische freigemacht werden. Das wird allerdings noch etwas länger dauern als im Pückler-Park.»Das ist ein Industriegelände, da fehlt der Platz für einen Umgehungsgerinne oder eine Fischpassanlage wie in Bad Muskau«, erklärt Volker Altus.

 

Die Lösung: Eine Fischschleuse in Form einer Art »Lift«. Das ist eine Kammer, bei der sich zunächst unten eine Klappe öffnet, durch die die Fische hineinschwimmen. Dann schließt sich die untere Klappe, eine oben gelegene öffnet sich. Die Kammer läuft voll, die Fische können nach oben schwimmen und so das Wehr passieren. Geplant ist es, dieses Jahr die Angebote einzuholen und 2024 zu bauen. Der Bau wird circa sechs Monate dauern und rund eine Dreiviertelmillion Euro kosten.


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