Das faszinierende Lächeln ist zurück
Drei Jahre wurde um den Rückerwerb intensiv gerungen. Dank 50 Spenderinnen und Spendern sowie der Förderung der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen ist ein bedeutendes Gemälde nach 78 Jahren nun wieder in das Museum zurückgekehrt. Es zeigt das unvollendete Bildnis einer jungen Frau und stammt von Anton Graff (1736-1813), dem bedeutendsten Porträtmaler seiner Zeit, der es um 1780 schuf.
»Das faszinierende Lächeln dieser jungen Frau ist in unsere Stadt zurückgekehrt«, freut sich Oberbürgermeister Octavian Ursu bei der ersten Präsentation des Gemäldes. »Auch in Zukunft wollen wir versuchen, Kriegsverluste unseres Museums, die auf dem Kunstmarkt angeboten werden, nach Görlitz zurückzuholen. Denn unsere Europastadt ist der Ort, mit dem sie historisch verbunden sind und an dem sie ihre besondere Wirkung entfalten können.«
1943 wurde das Gemälde mit zahlreichen weiteren Kunstwerken der Görlitzer Sammlungen auf das südlich von Görlitz gelegene Schloss Kuhna (heute poln. Kunów) ausgelagert. Infolge der Grenzziehung nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges konnte es nicht wieder ins Museum zurückgeholt werden und galt als verschollen. Als kriegsbedingter Verlust der Görlitzer Sammlungen wurde das Gemälde in der Lost Art-Datenbank publiziert. Im Januar 2020 meldete sich ein Kunsthändler und bot es den Görlitzer Sammlungen zum Kauf an.
»Wir brauchten 20.000 Euro für den Rückerwerb«, so Kunsthistoriker Kai Wenzel. »Das ist eine Summe, die weit unter dem Marktwert des Gemäldes liegt. Das ist für uns auch immer die Maßgabe, wenn wir Kriegsverluste zurückholen. Inzwischen ist es der vierte Fall in den letzten acht Jahren.« Aus dem eigenen Haushalt hätten die Görlitzer Sammlungen diesen Betrag nicht zusammenbekommen. Deshalb startete der Förderverein »Freunde der Görlitzer Sammlungen« eine Crowdfundingaktion. 4.000 Euro mussten als Eigenanteil zusammenkommen. Das gelang in beeindruckender Weise sehr schnell. »Wir danken allen, die so kraftvoll das Vorhaben unterstützt haben«, so Daniel Breutmann, Vorsitzender des Fördervereins. Die restlichen 16.000 Euro hat der Freistaat Sachsen über die Sächsische Landesstelle für Museumswesen als Fördermittel zur Verfügung gestellt.
Ab Ende September wird das Gemälde seinen dauerhaften Platz finden und in der zweiten Etage im Museumsgebäude Barockhaus, Neißstraße 30, zu sehen sein.