

Die historischen und politischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte aus dem Blickwinkel der Protagonisten cineastisch aufarbeiten – das ist das Ziel der Reihe „Homo politicus“, auf der beim 16. Neiße Filmfestival der Fokus liegt. Gezeigt wird unter anderem der Dokumentarfilm „Hungary 2018 – Behind the Scenes of Democracy“ von Eszter Hajdú, der den komplexen politischen Diskurs vor der wegweisenden Präsidentschaftswahl in Ungarn zeigt. Andreas Voigt zeichnet in seinem Dokumentarfilm „Glaube, Liebe, Hoffnung“ (1994) das Porträt von drei jungen Leipzigern im Umbruch und erzählt von den Transformationsprozessen um 1990, beginnend in der Zeit der DDR. Ebenfalls zu sehen ist das Politdrama „Wackersdorf“ von Oliver Haffner. Es schildert den Mitte der 80er-Jahre eskalierenden Kampf um die geplante atomare Wiederaufarbeitungsanlage in der oberpfälzischen Gemeinde. Gezeigt werden vom 7. bis 12. Mai rund 120 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme in drei Wettbewerben und diversen Filmreihen. Dazu kommt ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Ausstellungen, Lesungen und Diskussionen, Konzerten und Partys an zwanzig Spielorten entlang der Neiße.Im Hauptwettbewerb um den besten Spielfilm treten neun aktuelle Produktionen an, je drei aus Deutschland, Polen und Tschechien. Zu sehen ist u.a. die Tragikomödie "Frau Stern" von Anatol Schuster, gleichzeitig Eröffnungsfilm des Festivals. Zu Gast sind dabei neben dem Regisseur auch die beiden Darsteller Kara Schröder und Adrian Campean. Aus Tschechien kommt der Beitrag "Chvilky" (Momente) von Beata Parkanová. Hauptdarstellerin Jenovéfa Boková wurde für ihre Rolle als junge Frau, die sich in ihrem Leben zurechtzufinden versucht, bereits mit dem tschechischen Filmpreis, dem Ceský lev (Böhmischer Löwe) ausgezeichnet. Der polnische Beitrag "Wilkolak" erzählt in einer Mischung aus Horrorthriller, Coming-on-Age-Drama und Kriegsfilm die Geschichte von acht jüdischen Kindern, die im Sommer 1945 nach ihrer Befreiung aus dem Konzentrationslager auf sich allein gestellt ums Überleben kämpfen. Auch im Wettbewerb um den besten Dokumentarfilm gehen insgesamt neun Produktionen ins Rennen, wie der polnische Beitrag „Uroslam, kiedy spala?“ (Ich bin gewachsen, als du geschlafen hast) von Marcin Sauter über den Aufbruch junger Menschen aus der weißrussischen Provinz und ihre Suche nach dem Glück. Der deutsche Dokumentarfilm "Lovemobil" von Elke Margarete Lehrenkrauss erzählt von Straßenprostitution und zeigt Schicksale und persönliche Bekenntnisse der Beteiligten. Der Kurzfilm-Wettbewerb beim Neiße Filmfestival umfasst in diesem Jahr mit Spiel- und Dokumentarfilmen sowie Animationen eine große künstlerische Breite. Die Veranstalter konnten dabei aus über 400 Einreichungen wählen. „Es sind vor allem Filmstudenten, die Filme einreichen. Ihnen möchten wir mit dem Kurzfilm-Wettbewerb eine Plattform bieten“, sagt Antje Schadow, die gemeinsam mit Ola Staszel und Andreas Friedrich die Festivalleitung bildet.