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Rainer Könen

Unbekanntes Ralbitz

Ralbitz Rosenthal. Der MDR filmte für die Fernsehreihe »Unser Dorf hat Wochenende« in dem kleinen Ort. Ostern wird die Folge ausgestrahlt.

Ein Samstag im 300 Einwohner zählenden Ralbitz. Rings um den Dorfplatz wird geputzt, gehämmert, gepflanzt, gesägt. In dem kleinen, zwischen Wittichenau und Kamenz gelegenen Ort, bereitet man sich in diesen Tagen aufs Osterfest vor. Am Vormittag wird es in der Werkstatt von Georg Wessela eng. Da ist der Metallgestalter von einem dreiköpfiges Fernsehteam des MDR umringt. Der 75-Jährige hält die Materialien, die er benötigt, um ein Ostergeschirr herzustellen, in die Kamera. Wessela ist einer der wenigen in der sorbischsprachigen Lausitz, die noch wissen, wie man ein solch prachtvoll-verziertes Zaumzeug, mit dem die Osterreiter ihre Pferde aufzäumen, anfertigen kann. Autor Tino Wiemeier will wissen, wie teuer so ein Geschirr ist. »Kostet an die 1.000 Euro, hält aber ein ganzes Leben lang«, so Wessela. Nach einigen Minuten ist die Szene im Kasten. Ziehen die Fernsehleute weiter im Ort.

Am vergangenen Wochenende waren Kathrin Welzel und Tino Wiemeier, die beiden MDR-Autoren der Fernsehserie »Unser Dorf hat Wochenende«, mit ihren Kamerateams in der Gemeinde Ralbitz-Rosenthal unterwegs. Im Mittelpunkt des Drehs: die sorbischen Osterbräuche, insbesondere die Tradition des Osterreitens. In der seit acht Jahren laufenden Serie stellt der MDR an jedem Sonntagmorgen kleine Orte aus Mitteldeutschland vor, präsentiert neue und ungewohnte Einblicke des Landlebens.

Neue, unbekannte Geschichten

In den halbstündigen Filmen wurde bisher der Alltag von über 250 Dörfern aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen beleuchtet. Für die Autoren Welzel und Wiemeier heißt das bei jeder Folge: neue, unbekannte Geschichten aus dem porträtierten Ort zu entdecken. Tino Wiemeier erzählte, dass sich viele Dörfer für diese Fernsehserie bewerben. Dieses Mal sei man anders vorgegangen, habe in Ralbitz nachgefragt, ob man hier für die neue Folge, die Ostern ausgestrahlt wird, drehen könne. Was die Fernsehleute bemerkenswert fanden: »Unglaublich, wie das Gemeinschaftsgefühl der Ralbitzer von Traditionen und christlichem Glauben geprägt ist«, so Wiemeier, der die Herzlichkeit der Einwohner erwähnte, mit der man empfangen worden sei.

In Ralbicy wie Ralbitz auf Sorbisch heißt, schauten sich die Fernsehleute an vielen Stellen um, filmten in der Dampfbäckerei, besuchten den Ortschronisten und eine Floristin, deren Sträußchen die Ostergeschirre zieren. Auch beim Training »der katholischen Fußballer« (Wiemeier) schaute man vorbei, drehte bei einem Ralbitzer, der seine Scheune für 35 Prozessionspferde vorbereitet. Und weil Ralbitz vom Altersdurchschnitt die jüngste Gemeinde Sachsens ist, ging es auch in den örtlichen Kindergarten. Wiemeier betonte, dass »wir diese Drehs nur organisieren, ansonsten bleiben wir im Hintergrund, damit das Alltagsleben so normal wie möglich abläuft«. Der Film skizziert das Lebensgefühl der Ralbitzer, ihre Hoffnungen, ihre Erwartungen, die sie fürs bevorstehende Osterfest haben. Wie intensiv der christliche Glaube von den Einwohner gelebt wird, wurde den Fernsehleuten auf einer Familienwallfahrt deutlich, begleiteten sie eine Familie auf dem Weg von Ralbitz zur Rosenthaler Kirche. Und natürlich wird in dem Film auch zu sehen sein, wie man sich im Ort auf die Osterreiterprozession vorbereitet. Dazu stiegen einige Ralbitzer probehalber auf ihre Pferde.

Ostersonntag im MDR

Alles zu sehen in der neuen Folge von »Unser Dorf hat Wochenende«, die am Ostersonntag, 31. März, um 9 Uhr ausgestrahlt wird. Einer Zeit, in der viele noch Ostereier im Garten suchen, mit der Familie am Frühstückstisch Eier titschen oder in der Kirche sind. Und in Ralbitz? Dreht sich an diesem Tag alles um die Osterreiterprozession. Wie gut, dass es die ARD-Mediathek gibt. Da ist der Film über Ralbicy schon am Tag zuvor, am 30. März, 9 Uhr, zu sehen.


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