

Im Kern geht es um die nachhaltige Gewinnung internationaler Arbeits- und Fachkräfte für die Region, sagt Ilko Keßler von der AWO Lausitz. Als Projektträger hat die AWO dafür Fördergeld beim Bundesprogramm »Stark« beantragt, das den Strukturwandel in Noch-Kohleregionen unterstützt.
In Durchführung ist jetzt die Anwerbung von 14 Vietnamesen, die am Beruflichen Schulzentrum (BSZ) Hoyerswerda Pflegefachmann/-frau lernen werden und dann bei der AWO Lausitz, dem DRK, und dem Pflegezentrum »Nächstenliebe« arbeiten sollen. Die Anfang 20-Jährigen haben in Hanoi den Deutschkurs B1 bestanden und besuchen in Hoyerswerda vom 13. Juni bis 31. August den Kurs B2, erklärt Ilko Keßler auf einer »Lausitz.Connect«-Sitzung. Erst danach haben die jungen Leute genügend Sprachkenntnisse, um gut in die Ausbildung zu starten.
Während des berufsbegleitenden Sprachkurses arbeiten die künftigen Azubis bei der AWO Lausitz als Helfer, sagt der Projektverantwortliche. Bis 13. Juni klären die AWO und die in Sachsen zertifizierte Firma zur Vermittlung internationaler Fachkräfte, Akadia Power GmbH, noch die Anerkennung von Schulabschlüssen, Einreiseformalitäten und die Unterbringung der Vietnamesen in Hoyerswerda. In einem zweisprachigen Film stellt sich die AWO schon jetzt den neuen Azubis vor. Aufnahmen der Wohnungen, die sie in Gruppen nutzen werden, und vom BSZ als Lernort können sie ebenfalls im »digital onboarding« anschauen, erklärt Ilko Keßler.
Beim BSZ und in den Firmen sind auch andere wichtige Aufgaben zu lösen. So wird die Schule jedem Vietnamesen ein I-Pad übergeben, damit er die auf Deutsch vermittelten Lehrinhalte per Chat-GPT in seiner Muttersprache mitlesen kann, erläutert Schulleiterin Kathleen Stephan. Alle Vorgesetzten und Mitarbeiter müssen den anderen kulturellen Hintergrund der neuen Kollegen verstehen, damit ihre Eingliederung in Schule und Beruf schnell gelingt. Diese Aufgabe übernimmt die Techniker Krankenkasse Dresden.
Sind die Vietnamesen in Hoyerswerda, lernen sie Einkaufscenter kennen, erhalten Hilfe bei Behördengängen und beim Kennenlernen des Gesundheitssystems. Auch die Vorstellung der Freizeitmöglichkeiten in der Stadt gehört zu einer funktionierenden Integration, erklärt Ilko Keßler. Das hier bestehende Immigrants Network will den Aufbau einer vietnamesischen Community fördern. Der Geschäftsführer des Kreissportbundes Bautzen, Lars Bauer, will seine Angebote in die Integreat.app des Landratsamtes einstellen. Die Pflegedirektorin des Lausitzer Seenland Klinikums, Birgit Wolthusen, lobt die Zusammenarbeit mit dem Ausländeramt und dem Welcome Center des Landkreises Bautzen, denn die Integration ihrer brasilianischen Fachkräfte verläuft gut.
Der Geschäftsführer der AWO Lausitz, Marcus Beier, nennt »‘Lausitz.Connect‘ ein schönes Leuchtturm-Projekt für den Landkreis und die Kommune«. Ilko Keßler fügt hinzu, dass in den nächsten Jahren auf diesem Weg mehr Auszubildende aus Drittstaaten in die Region kommen werden.