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Manuela Dietze/spa

Osterreiter erzählen von ihren Bräuchen

Lausitz. Die Osterreiter-Prozessionen in der Oberlausitz besuchen die katholisch-sorbischen Gemeinden, um die frohe Botschaft der Auferstehung Jesu Christi zu verkünden. Der Wochenkurier hat drei Reitern nach Kindheitserinnerungen, Bräuche und Traditionen gefragt.

Von Patensemmel, Karklappern bis Myrtekränzen - drei Osterreiter aus der Lausitz sprechen über ihre liebevollen Sitten und Gebräuche.

Von Patensemmel, Karklappern bis Myrtekränzen - drei Osterreiter aus der Lausitz sprechen über ihre liebevollen Sitten und Gebräuche.

Bild: Rico Löb

Boscan Donat, Student aus Crostwitz: Als Kind beschenkten mich meine Paten an Gründonnerstag traditionell mit einer großen »Patensemmel« (geflochtener Teig mit Mohn oder Zuckerguss), von jedem Paten eine Semmel. Da ich noch drei weitere Brüder habe, aß die Familie in der Osterzeit 16 Brote. Karfreitag ziehen die Kinder mit einer »Klepotawka« (Holzhammer als Instrument) durch das Dorf und erinnert an die Kreuzigung Jesus Christus, weil es in dieser Zeit kein Kirchengeläut gibt. Das ganze Drumherum mit den Pferden war und ist ein österliches Highlight. Eine Woche nach Ostern ist der traditionelle Osterreiterball. Danach ist der ganze Stress überstanden.

 

Michael Ziesch, Medienpädagoge aus Neujeßnitz: Speziell die Osterzeit ist aus Perspektive eines Kindes eine sehr spannende Zeit. Es beginnt mit der Fastenzeit. Üblicherweise wählt jedes Kind (auch Erwachsene) ein Fastenopfer. Das »Standard-Opfer« ist sechs Wochen lang gänzlich auf Süßigkeiten zu verzichten. Anspruchsvoller ist dagegen das Vorhaben, täglich zum Gottesdienst zu gehen. Pädagogisch sehr wertvoll war zu meiner Zeit das Vorhaben, sechs Wochen lang nicht zu fluchen und seinen Mitmenschen nur Gutes zu tun. Letzteres habe ich mittlerweile auf das ganze Jahr ausgeweitet - gemäß den Prinzipien eines Osterreiters. In unserer Familie gab es auch mehrere Versuche die Tradition des Ostereierverzierens zu etablieren. Mangels Talent gab ich dieses Vorhaben jedoch als Jugendlicher wieder auf. Mein Vater war 49 Jahre lang Osterreiter - quasi den ganzen Tag auf dem Pferd unterwegs - und meine Mutter hatte jährlich den Anspruch, so viele Prozessionen wie nur möglich zu sehen und den lauten Halleluja Gesängen zu lauschen. Das artete manchmal in richtigen Logistikstress aus. Bis heute kenne ich alle Schleichwege und Abkürzungen in die neun sorbischen Kirchgemeinden.

 

Michael Rietschel, Rettungssanitäter aus Wendischbaselitz: Als Kinder haben wir in der Fastenzeit meist auf Süßigkeiten verzichtet, später auf Bier oder Zigaretten. Am Karfreitag wurde und wird noch jetzt kein Fleisch gegessen, es gibt Fisch. Die Osterreiter holen in der Karwoche ihre Pferde ab. Die werden inzwischen in ganz Sachsen ausgeliehen und sind sehr teuer. Am Freitag wird mit den Pferden ausgeritten, am Samstag werden die Pferde geputzt, gewaschen und fertiggemacht für die Osterprozession. An allen Tagen gehen wir in die Kirche zur Messe, am Ostersonntag um 6 Uhr. Nach der Messe bekommen alle Neulinge ein grünes Kränzchen aus Myrte. Ein Junge darf mit 14 Jahren das erste Mal mitreiten. Am Sonntag werden die Pferde nochmal geputzt, dann gesattelt und mit einer bunt bestickten Schleife am Schweif geschmückt. Die Prozessionen beginnen und enden an der Kirche. Am Dienstag nach Ostern gibt es in Rosenthal einen Dankgottesdienst, bei dem sich alle Osterreiter treffen.


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