

Die markanten Umgebindehäuser sind ein architektonisches Juwel der Dreiländerregion Deutschland, Tschechien und Polen. Die Gebäude verbinden dabei Elemente von Fachwerk, Blockbau und Massivbau zu einer einzigartigen Volksbauweise. Hinter den Umgebindebögen im Erdgeschoss befindet sich stets eine Blockstube. Die Bögen selbst tragen den oberen Teil des Hauses, der entweder aus einem Fachwerk oder gleich aus dem Dachstuhl besteht. Diese Bauweise bietet Stabilität, ist energetisch sinnvoll und nachhaltig und verleiht nicht nur den Häusern, sondern auch der Landschaft ihr markantes Erscheinungsbild.
Umgebindehäuser sind Ausdruck einer jahrhundertealten Baukultur, die über Landesgrenzen hinweg geteilt wird – ein Fakt, den längst nicht alle kennen. »Unser Ziel ist es deshalb, das Umgebindehaus als Symbol der Region stärker in das Bewusstsein der Menschen zu rücken – bei Einheimischen wie bei Touristen«, erklärt Juliane Wojan, Projektmanagerin der Marketing-Gesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien mbH (MGO).
»Immer wieder wird der Wunsch geäußert, einmal im Umgebindehaus Urlaub zu machen, das einzigartige Raumklima und die Vielfalt der Umgebindehäuser, aber auch die einzigartige Landschaft zu erleben. Diesen Wunsch erfüllbar zu machen, dafür ist das Projekt ‚Das Umgebindeland touristisch erlebbar machen‘ und wird von der Stiftung Umgebindehaus unterstützt, denn zum Erhalt der Umgebindehäuser gehört auch eine sinnvolle Nutzung«, fügt Sven Rüdiger von der Stiftung Umgebindehaus hinzu.
Zu den Projektpartnern gehören auf deutscher Seite die Sächsische Bildungs- und Begegnungsstätte Windmühle Seifhennersdorf, die MGO und das Tourismuszentrum Naturpark Zittauer Gebirge. Auf tschechischer Seite sind die MAS Ceský server, die sich für den Erhalt von Umgebindehäusern engagiert, sowie der Kreis Liberec Projektpartner.
»Wir haben mit dem Projekt die Chance, die unterschiedlichen Voraussetzungen zum Thema Umgebindehaus in Deutschland und Tschechien ein Stück weit anzugleichen. In Deutschland ist seit der Wiedervereinigung viel geforscht, viel für den Erhalt, das Marketing und den Tourismus im Umgebinde gemacht worden. Die Herausforderungen, vor denen wir stehen sind dennoch riesig. Ziel muss sein, den zusammenhängenden Bestand der Häuser zu erhalten. Hier braucht es frische Ideen, neue Kraft – und unsere tschechischen Partner«, sagt Markus Kranich, Vorsitzender des Windmühle Seifhennersdorf e.V.
Ein besonderes Vorhaben ist die Machbarkeitsstudie zur Verlagerung leerstehender und gefährdeter Umgebindehäuser in einen Ferienpark, der ein neues touristisches Highlight in der Region schaffen könnte. Zweisprachige Exkursionen und Weiterbildungsformate sowie digitale Beteiligungsmöglichkeiten werden ebenfalls ein integraler Bestandteil des Projekts sein.
Das Projekt, das bis 2028 läuft, möchte mehr als nur touristische Angebote schaffen. Es zielt darauf ab, das Bewusstsein für die Einzigartigkeit der Umgebindehäuser zu stärken und ihre Bedeutung als kulturelles Erbe zu sichern. Mit zeitgemäßen Ideen verbinden die Verantwortlichen Tradition mit Zukunft. »Das Projekt ist eine Einladung an alle, das Umgebindeland neu zu entdecken«, sagt Juliane Wojan.