Viel mehr als nur eine Instandsetzung

Die Vorsitzende des Seniorenbeirates, Gabriele Mark, war guter Hoffnung, dass ihr angestrebtes Konzept durchaus die nötige Resonanz und das Interesse in der Bevölkerung erfahren könnte. Das angestrebte Ziel: Hilfe zur Selbsthilfe geben, defekte Dinge reparieren statt diese wegzuwerfen, Erfahrungen austauschen, selbst (wieder mehr) aktiv werden und so auch ein Stück gegen Vereinsamung helfen zu können. Gesagt, getan.

Nach mehreren Monaten der Ideenfindung und Vorbereitungen fiel in Zusammenarbeit mit dem hiesigen Behindertenbeirat im vergangenen Jahr der Startschuss für die »Brigade Instandsetzung«. Dank der Kulturfabrik hat das Projekt seine Heimstatt im Soziokulturellen Zentrum in der Braugasse 1 gefunden. Jeden ersten Mittwoch im Monat stehen Experten aus den Bereichen Näharbeiten, Elektrik, Fahrräder und Geräteservice auf ehrenamtlicher Basis zur Verfügung und helfen dabei, die mitgebrachten Dinge kostenfrei wieder funktionstüchtig zu machen.

Zweite Chance für private Schätze

Gisela Groba gehörte damals mit zu den ersten Interessenten. Fachkundiger Rat musste her. Die Hoyerswerdaerin hatte ihre geliebte, bereits in die Jahre gekommene Kaffeemaschine mitgebracht, die nicht mehr richtig funktionierte. Dass Ratsuchende häufig ihre liebgewordenen Dinge zur Reparatur bringen, die einen hohen sentimentalen Wert haben, beobachtet Kufa-Koordinator Toni Züchner nach wie vor: »Oft sind es Geräte, die schon jahrelang im Haushalt gute Dienste geleistet haben und man sie deswegen nicht ersetzen möchte. In den allermeisten Fällen können die Probleme auch behoben werden. Die Erfolgsquote liegt bei 75 bis 80 Prozent. Die restlichen 20 Prozent taugen nur noch als Ersatzteilspender.«

In den letzten zwölf Monaten habe sich eine sehr gute harmonische Gruppe von Experten entwickelt, die pro Treffen bis zu 20 Ratsuchenden hilfreich und lösungsorientiert unter die Arme greift. Das löst viel Dankbarkeit aus. »Diese große Freude erleben zu dürfen, wenn defekte Dinge plötzlich wieder funktionieren, ist so schön«, berichtet Gabriele Mark über die immer wieder zu spürende Begeisterung der Besucher und Experten gleichermaßen. Und Magda Paulus berichtet, dass sie es schön finde, das Gefühl des Gebrauchtwerdens erleben zu dürfen. Es mache Spaß, anderen Bürgern zu helfen und die Gemeinschaft der Akteure sei wunderbar.

Einige Ereignisse sind besonders: So habe eine Bürgerin zwei BHs aus besonderem Material mitgebracht, das nicht zu nähen war. Mit einem Spezialkleber und einem Bügeleisen konnte das seltene Kleidungsstück, sehr zur Freude der Dame, wieder repariert werden.

Auch Uta Hennig gehört zu den Expertinnen, die ihr Können und gute Tipps gern weitergeben. Und Herbert Latton bringe aufgrund seiner Qualifikation als Elektromeister fast alles wieder zum Laufen, berichtet Gabriele Mark. Der Hoyerswerdaer schätzt sehr das gewachsene Miteinander in der Expertengruppe.

Auch die Jugend nutzt das Angebot

Beim letzten Treffen der Brigade Instandhaltung konnten unter anderem Fahrräder wieder verkehrssicher übergeben, Gartengeräte, ein Kassettenrecorder sowie eine Nähmaschine und ein Radio repariert werden. Mittlerweile hat sich das Angebot auch bei der Jugend herumgesprochen, die die Fahrradwerkstatt tendenziell häufiger nutzt. »Das Projekt entwickelt sich langsam generationsübergreifend weiter. Das freut uns sehr«, erklärt Gabriele Mark begeistert.

Einfach mal vorbeischauen

• Immer am ersten Mittwoch des Monats trifft sich die Brigade Instandsetzung von 14.30 bis 16.30 Uhr in der Kufa.
• Am Mittwoch, 6. September, ab 14.30 Uhr begeht die Brigade Instandsetzung ihr einjähriges Bestehen.