Katrin Demczenko

Schüler gestalten Politik aktiv mit

Hoyerswerda. Kommunalpolitik ist nicht langweilig. Das konnten 90 Gymnasiasten und Oberschüler beim Demokratie-Planspiel »Pimp your town« erleben.

John spricht am Rednerpult vor dem fiktiven Stadtrat.Bürgemeister Mirko Pink sitzt mit im Podium.

John spricht am Rednerpult vor dem fiktiven Stadtrat.Bürgemeister Mirko Pink sitzt mit im Podium.

Bild: Katrin Demczenko

Unter der Anleitung des bundesweit aktiven Vereins »Politik zum Anfassen« probierten die Acht- und Neuntklässler drei Tage lang quasi als Stadträte Entscheidungsprozesse der Kommunalpolitik mit eigenen Themen aus. Freiwilligendienstler des Vereins, gewählte Stadträte und Mitarbeiter der RAA Hoyerswerda/Ostsachsen standen den Schülern dabei zur Seite.

»Zuerst haben wir in der Kulturfabrik drei fiktive Stadtratsfraktionen und ein Redaktionsteam gebildet«, erzählt Sophia von der Christlichen Schule Johanneum. Die Oberschülerin hat mit Vertretern ihrer Fraktion »Lessing-Oberschule-Foucault-Johanneum« (LOFJ) das Thema Schulausstattung erarbeitet und als Antrag in den Ausschuss Schule, Kultur, Soziales eingebracht. Alle Schulen sollen mehr iPads und bessere Möbel bekommen, steht sinngemäß in dem Papier.

 

Pro & Contra im Stadtrat ausdiskutiert

In einer fiktiven Sitzung im Ratssaal des Neuen Rathauses hatten die Schüler-Stadträte später über den Antrag von LOFJ abzustimmen. Die Neuntklässlerin verlas dort den Text und die Begründung: Mit dem iPad in der Schultasche braucht kein Schüler mehr Bücher schleppen und bessere Stühle verhindern Rückenschmerzen.

Bürgermeister Mirko Pink, der die Stadtratssitzung leitete, schlug vor, die Stühle in einen extra Antrag zu fassen. Die Jugendlichen nahmen die Idee an und stimmten inhaltlich zu. Nun werden sich die gewählten Stadträte mit dem Thema befassen.

Zu den iPads äußerten die Schüler sinnvolle Argumente dafür und dagegen. Eric von der Fraktion »22 politische Menschen« (ZPM) will keinen stärkeren Einsatz von Tablets im Unterricht, denn ihn lenkt die Technik eher ab. Zoe von der LOFJ entgegnet, im iPad kann sie Notizen machen und im geliehenen Lehrbuch der Schule nicht. Celina von der Fraktion »Jugend von heute« (JVH) meint, jeder Schüler möge selbst entscheiden, ob er mit iPad oder Lehrbüchern lernen will. Weil dann eine andere Anzahl Lehrmittel benötigt wird, soll über diese geänderte Fassung des Antrages abgestimmt werden, sagt Mirko Pink. Die jungen Stadträte nehmen ihn an.

Aaron von LOFJ macht die Neubebauung des Wohnkomplex IX Sorgen, denn sie zerstöre den Lebensraum vieler Tiere. Im Ausschuss Umwelt und Natur hieß der Antrag noch, die Fläche nicht zu bebauen, doch in der Stadtratssitzung wurde er nach kurzer Diskussion geändert auf die Formulierung: Belangen von Pflanzen und Tieren Rechnung tragen. Mirko Pink erklärte den Jugendlichen, dass bei dem Bau von Wohnhäusern und Geschäften immer ein Grünflächenplan dazugehört. Beide Anträge wurden angenommen.

John ist stolz, diesen Änderungsantrag eingebracht zu haben. Ihn interessiert Kommunalpolitik und deshalb meldete er sich, als der Bürgermeister nach der Annahme des Antrages zur Neugestaltung des Jugendclubhauses »Ossi« fünf Jugendliche zur gemeinsamen Entwicklung konkreter Vorschläge für die Einrichtung suchte. Die Ideen der Fraktion JVH fand Mirko Pink nämlich recht ungenau. Er sagte den Schülern, dass auf der Stadtratssitzung Ende November die Sanierung dieses Hauses beschlossen werden soll.

 

Dokumentation für andere Schulen erstellt

Kenneth vom Foucault Gymnasium und seine Mitstreiter vom Redaktionsteam fotografierten die Aktivitäten während der Projekttage. Die Fotos sollen in einem Magazin erscheinen, sagt er. Texte hat die Gruppe dafür geschrieben und auch einen Film gedreht. Der Freiwilligendienstler Linus Goercke vom Verein »Politik zum Anfassen« leitet das Redaktionsteam an und erklärt: Der Film wird bei YouTube eingestellt und teilnehmende Schulen erhalten das Magazin als Dokumentation, wie ihre Schüler Kommunalpolitik mitgestalten. Für RAA-Mitarbeiterin Cindy Paulick ist das Demokratie-Planspiel wichtig, weil Schüler so Mitwirkungsmöglichkeiten ausprobieren können.


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