

Was sehr lange währt, wird endlich gut. Diese Botschaft bezüglich beginnender Bauarbeiten am Scheibe-See haben viele Bürger bei der Januar-Veranstaltung »Frag den Oberbürgermeister« in der Stadtbibliothek vernommen. Die Gesprächsreihe ist Teil der »Offenen Werkstatt der Demokratie«, sagt die Organisatorin Julia Kieschnick.
Der Bauingenieur Steffen Mühl aus dem Team Wirtschaftsförderung der Stadtverwaltung betreut die Entwicklung des Westufers, an dem sich bald Lausitzer Bürger und Touristen erholen sollen, erklärt Torsten Ruban-Zeh. Mühl hat das Großprojekt vor vielen Jahren mit entworfen. Damals war er noch nicht Angestellter der Stadt. In das Vorhaben fließen 26 Millionen Euro aus dem Strukturstärkungsgesetz Kohleregionen. Bis zum Bundeswirtschaftsministerium haben alle Instanzen zugestimmt und im städtischen Haushalt ist der notwendige Eigenanteil von 7,5 Prozent eingestellt, sagt der Oberbürgermeister. Bis 2026 muss das Geld ausgegeben sein. Der ehemalige Projektträger LMBV hat 2022/23 mit §4-Mitteln einen zentralen Parkplatz und einen Spielplatz mit Sportmöglichkeiten geschaffen. Es folgt noch ein Toilettenhäuschen.
Im Sommer 2024 beginnen die von der Stadt geleiteten Bauarbeiten, die das Gelände für die künftige Nutzung durch andere Partner vorbereiten, erklärt Steffen Mühl den Zuhörern. Die Böschung wird terrassenförmig abgetragen, um mehr Strandfläche zu gewinnen. Die dabei anfallenden Erdmassen werden zur Schaffung einer großen Mole mit Bootsanlegeplätzen genutzt, auf der vielleicht einmal Freiluftveranstaltungen stattfinden. »Das ist ein Alleinstellungsmerkmal für den Scheibe-See«, sagt Steffen Mühl. Bald wird eine 30 Meter hohe Landmarke mit Treppe, Aufzug und Tunnelrutschen errichtet. Laut dem Bebauungsplan entstehen auch ein Strandcafé sowie ein Mehrzweckgebäude mit Restaurant, Veranstaltungsräumen und einem Bereich für Mitarbeiter. Diese bewirtschaften den Strandabschnitt. Die Häuser bekommen eine Straßenanbindung und die notwendigen Medien. Eine Fahrradabstellfläche und Papierkörbe entstehen ebenfalls.
Am Westufer hat die Wohnungsgesellschaft Hoyerswerda Land erworben und baut ein Mehrfamilienhaus mit 70 Prozent Ferienwohnungen und 30 Prozent Mietwohnungen. Ein Hotel ist mit einem Partner in Planung. Es gibt dafür noch keinen Bebauungsplan. Eine Fläche hinter den Häusern geht in die Ausschreibung und soll dem Aktivurlaub dienen, blickt Steffen Mühl in die Zukunft.
In der Diskussion fragte Werner Kirmer, Vorstandsmitglied des Verbandes der Kleingärtner Hoyerswerda und Umland, ob ein FKK-Strand abgeteilt werden kann. Torsten Ruban-Zeh antwortete, dass dies möglich wäre.
Eine weitere Frage betraf eine mögliche barrierearme Zuwegung zum See für gehbehinderte Personen und Familien mit Kinderwagen. Dafür werde ein Serpentinenweg angelegt, antwortete Steffen Mühl.
Julia Kieschnick erfragte die Nachhaltigkeit des Projektes und erfuhr: Die Anlagen sollen 50 Jahre stehen und es werden ganzjährige Arbeitsplätze geschaffen. Ein Quartierswärmekonzept ist auf dem Weg, um aus der Erde, der Luft und dem Wasser des Sees Energie für den Betrieb vor Ort zu erzeugen. Günther Scholz weiß von Forschungen des Fraunhofer Instituts zu einer Wärmepumpe, die im Scheibe-See installiert werden könnte.
Andrzej Serwecinski hat im Tagebau Scheibe gearbeitet und findet, Besucher sollten dort etwas zur Geschichte des Areals erfahren.
Ein Bürger wies auf die noch fehlende Haltestelle des Stadtbusses direkt am Scheibe-See hin und Torsten Ruban-Zeh sagte ihm, dass sie vorgesehen sei.