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Mit ungewöhnlichem Handwerk auf Reisen

Um mit dem Wohnmobil in der Lausitz unterwegs zu sein, sind die ersten Wochen des Jahres nicht unbedingt die schönsten. Marion Wagner-Dee stört das nicht, denn die Frau aus Lauenförde ist nicht zum Urlaub in der Region unterwegs. Die freischaffende Künstlerin ist Lampenschirmbauerin und mit diesem einst in der Handwerkerrolle eingetragenen und inzwischen sehr seltenen Gewerk auf Reisen.
Im Winzereck hat Lampenrestauratorin Marion Wagner-Dee vorrübergehend Quartier bezogen. Hier zeigt sie auch einige ihrer selbst gestalteten Lampenschirme. (Foto: kun)

Im Winzereck hat Lampenrestauratorin Marion Wagner-Dee vorrübergehend Quartier bezogen. Hier zeigt sie auch einige ihrer selbst gestalteten Lampenschirme. (Foto: kun)

Gerade ist sie in Kamenz angekommen. Während die jungen Muttis sich noch mit ihrer Eltern-Kind-Runde im „Winzereck“ treffen, organisiert sich Marion Wagner-Dee die Stellgenehmigung für ihr Wohnmobil, dann ist gegen Mittag fliegender Wechsel im „Winzereck“. Tische und Stühle sind fix beiseite geräumt, stattdessen zieren nun Lampenschirme in den unterschiedlichsten Größen, Formen und Designs die Schaufenster und Regale. Der ein oder andere Passant blickt bereits neugierig durch die Fenster, um zu erhaschen, was sich dahinter Neues tut. Der ein oder andere wagt eine kurze Stippvisite. „Ach, hätte ich nur eher gewusst, dass sie hier sind“, meint eine ältere Kamenzerin, die von ihrer Odyssee erzählt, einen ihrer Lampenschirme neu beziehen zu lassen. Der ist jetzt zwar rundumerneuert, aber mit einem anderen Schirm will sie in den nächsten Tagen doch noch einmal vorbeikommen. Der Nachmittag ist inzwischen fortgeschritten, Marion Wagner-Dee bereitet ihre Empfangs- und Nähtische vor, rückt die letzten Lampenschirme in der kleinen Ausstellung  zurecht. Die hat sie selbst kreiert und zum Teil mit Blumenmustern und Szenen der  Jagdmalerei verziert. Das Malen liegt ihr, doch noch viel mehr die Schneiderei. Die habe sie von den Eltern und der Großmutter im Blut, erzählt sie. „Während andere Kinder draußen gespielt haben, saß ich auf dem Schneidertisch und half ihnen beim Nähen“, schmunzelt sie. Die jahrzehnte langen Erfahrungen kommen ihr beim Lampenschirmnähen zugute. „Das sehr genaue Arbeiten ist unablässig“, erzählt sie. „Ausgefranste oder sich zu stark überlappende Ränder gehen gar nicht, denn der Schattenwurf kennt keine Gnade.“ Lernen könne man das Handwerk, das inzwischen gar kein eingetragenes mehr ist, nur noch bei erfahrenen Lampenschirmbauern, von denen es deutschlandweit nicht mehr als zehn gibt. Auch das ist ein Grund, warum die ursprünglich aus der Kölner Region stammende Künstlerin mit ihrem Können auf Reisen geht. Zehn Wochen war sie mit Mann, Hund und Wohnmobil jetzt unterwegs. Umso mehr freut sie sich, wenn sie in der kommenden Woche endlich gen Heimat aufbricht. Doch zum Verschnaufen bleibt ihr dort nur wenig Zeit. Etwa 30 bis 35 neue Aufträge warten bereits in ihrer Werkstatt auf  Restauration. Noch bis einschließlich Dienstag, 15. März, ist Marion Wagner-Dee von 9 bis 18 Uhr (am Samstag bis 12 Uhr) im „Winzereck“ anzutreffen.


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