Immer mehr junge Familien beackern Kleingärten
Frischer Wind in den Rödertaler Schrebergärten: Immer mehr jüngere Menschen zieht es ins Grüne. Dieser Trend sei schon seit geraumer Zeit zu erkennen, beschreibt es Elfriede Schönfuß. Junge Familien mit Kindern interessierten sich verstärkt für eine Gartenparzelle, so die Vorsitzende des Fischbacher Kleingartenvereins (KGV) »Am Vogelberg«. Das mache sich auch im Arnsdorfer Kleingartenareal bemerkbar. Zu den dortigen Pächtern gehören mittlerweile einige junge Gartenfreunde. Freie Parzellen gibt es in der Anlage derzeit keine, so Schönfuß weiter. Alle 44 Gartengrundstücke sind belegt. Dass Kleingärten auch nach Corona so gefragt seien, liege daran, so Elfriede Schönfuß, dass die Menschen die Ruhe und die Überschaubarkeit des Parzellendaseins schätzten. Und nicht nur das. Angesichts der hohen Lebensmittelpreise habe so ein Kleingarten den Vorteil, dass man sich mit Bio-Gemüse versorgen könne.
Obendrein ist es ein erschwingliches Hobby: Die jährliche Pachtgebühr - einschließlich Vereinsgebühr sowie Nebenkosten für Abwasser und Versicherung - liegt für eine 300 Quadratmeter große Kleingartenparzelle im Schnitt bei rund 150 Euro, berichtet Wolfgang Preller, Chef des Kamenzer Kleingärtnerverbandes.
Nachfrage derzeit eher schleppend
Auch beim Radeberger KGV »Birkenhain« war der Andrang in der Coronazeit hoch. So hoch, dass der Verein eine Warteliste führte. »Die brauchen wir nun nicht mehr«, so Klaus Hempel, Vereinschef der in der Radeberger Südstadt gelegenen Kleingartenanlage mit 63 Parzellen und rund 100 Mitgliedern. Es gebe zwar Interessenten, aber der Run auf einen Kleingarten habe sich gelegt. Jedenfalls bei der KGV »Birkenhain«. Hier laufe die Nachfrage nach einem Gartengrundstück derzeit »schleppend«, berichtet Hempel. Der aber davon ausgeht, dass sich das in den nächsten Wochen, wenn die Gartensaison startet, ändern wird. Dann dürften sich wieder etliche bei ihm melden. Vermutlich auch junge Leute.
Lerstand relativ gering
Nach Einschätzung von Wolfgang Preller, dem Vorsitzenden der Territorialverbands der Kleingärtner Kamenz, findet seit geraumer Zeit ein Generationswechsel in der Kleingartenszene statt. Immer mehr der älteren Pächter geben ihre Gartengrundstücke ab. Übernommen werden diese von jungen Familien, berichtet der Kamenzer Kleingärtnerchef, dessen Territorialverband gegenwärtig 87 Vereine mit rund 3.700 Kleingärten im Bereich von Radeberg bis Kamenz umfasst. Der Leerstand im Kleingärtnerverband liege aktuell bei »etwa zehn Prozent«, so der 68-jährige Preller. Das sei »relativ wenig«. Auch bei den 45 Kleingartenvereinen im Rödertal gibt es nur eine Handvoll freier Parzellen. Wer Interesse an einem Gartengrundstück habe, so Preller, könne sich an den Kleingärtnerverband oder an die örtlichen Vereine richten.
Dass der Generationswechsel in der Kleingartenbranche nicht immer reibungslos über die Bühne geht, hört man auch von einigen Kleingartenchefs. Häufiger Streitpunkt sei die Frage der Nutzung. Dabei sei das in jeder Vereinssatzung, die die neuen Parzellenpächter erhielten, klar geregelt, so Klaus Hempel.
Welches Drittel wie zu nutzen ist, ist dort definiert: ein Drittel der Parzelle sei für die Bebauung, zur kleingärtnerischen Nutzung und ein weiteres Drittel sei für die Erholung da, so der Radeberger Klaus Hempel. Das Problem: Es gebe Zeitgenossen, die einen Kleingarten nur unter dem „Erholungsaspekt« betrachteten, erfährt man von hiesigen Kleingärtnern. Da gebe es einige, die in ihren Datschen eine Ballermann-Atmosphäre pflegten. Dies sei ein absolutes No-Go in der Kleingartenszene. Folglich werden Interessenten von Vorständen der KGV immer genau unter die Lupe genommen. Aber die meisten der jungen Kleingärtner-Generation integrierten sich gut in die bestehenden Gartengemeinschaften, erfährt man von langjährigen Kleingärtnern wie dem Radeberger Klaus Hempel. Und das mit den jungen Familien der »ökologische Gedanke« in vielen Vereinen eingezogen sei, das hört man in der hiesigen Kleingartenszene nun auch oft. Etwas, was dem Rödertaler Kleingärtnerwesen sicher gut tun dürfte.