Rainer Könen

Im Auftrag des Stadtrats

Kamenz. Vor zehn Jahren wurde Anne Hasselbach Citymanagerin in Kamenz. Ihre Aufgabe: Die Altstadt mit guten Ideen und Projekten attraktiver und lebenswerter zu machen.

Wenn Anne Hasselbach wissen will, wie die Stimmungslage bei den Gewerbetreibenden in der Kamenzer Innenstadt ist, schaut die Citymanagerin oft in die am Markt liegenden Geschäfte rein. Oder betrachtet das städtische Treiben durch die Schaufenster des in diesem Sommer eröffneten Bistros »KOSTbar«. Hier ist sie derzeit oft anzutreffen, auch weil sie von Inhaberin Angelina Burdyk wissen will, wie es wie gewünscht läuft. Oder ob es Probleme gibt. Die zu lösen, ist Teil ihres Jobs, schließlich sei sie als Citymanagerin »eine Art Kümmerer für die innerstädtische Geschäftswelt«, so die 50-jährige Anne Hasselbach, die seit zehn Jahren als Citymanagerin arbeitet. Als sie damals ihren Job antrat, wusste sie, was die Stadtväter von ihr erwarteten: Kamenz, respektive die Innenstadt, für Einwohner, Besucher und Geschäftsleute attraktiver zu gestalten, für mehr Lebensqualität zu sorgen. Sie hatte von Beginn zahlreiche Ideen, wie man eine Stadt mit rund 18.000 Einwohnern in den regionalen Fokus rücken kann. Mit aufregenden Projekten beispielsweise. Ziel: Aufmerksamkeit schaffen, damit man auch die Stadt besucht.

Schwerpunkt Wirtschaftsförderung

An einem herbstlichen Dienstagmittag trifft sie sich im KOSTbar-Bistro mit Erik Weidner. Der 36-Jährige arbeitet seit zwei Jahren als Wirtschaftsreferent im Kamenzer Stadtentwicklungsdezernat, ist für sie in der Verwaltung »der erste Ansprechpartner«. Wirtschaftsförderung ist ein Schwerpunkt des Stadtentwicklungsdezernates, Verwaltung und Stadtrat legen darauf großen Wert. Für ihre Projektideen braucht es ein offizielles, ein städtisches »Go«. Wenn das da sei, so Hasselbach, müsse die Frage der Finanzierung geklärt werden. Denn: Ohne Moos nichts los. Aber die Stadtväter hätten bisher immer Wege gefunden, sie bei der Umsetzung von interessanten Vorhaben finanziell zu unterstützen.

Als die Stadtverwaltung Kamenz vor zehn Jahren die Stelle des Citymanagers schuf, war das im Landkreis ein Novum. »Wir hatten damals eine Vorreiterrolle«, erzählt Hasselbach. Möglich wurde das nur, weil diese Stelle von Bund und Land gefördert wurde. Mittlerweile gibt es in der Region in den meisten Städten einen City- oder Stadtmarketingmanager. Nicht zuletzt auch, weil der Handlungsbedarf in den Kommunen groß ist, sich die Rahmenbedingungen städtischen Lebens in den vergangenen Jahren verändert haben. Das betrifft das Konsumverhalten der Einwohner, die gestiegenen Lebenshaltungskosten, die hohen Mieten, Leerstände in den Innenstädten, da ist der demografische Wandel. Da sind Städte, insbesondere kleinerer und mittlerer Größe, gefordert, müssen reagieren, sich was einfallen lassen, um Innenstädte wieder aktiv und attraktiv zu gestalten. Besonders wichtig sei es in Kamenz, so Anne Hasselbach, das städtische Lebensgefühl so zu präsentieren, dass man »hier wohnen möchte«. Sie will die leerstehenden und sanierungsbedürftigen Häuser in der Altstadt wieder mit Leben erfüllen. Heißt auch: Weitere Anreize für potenzielle Neubürger müssen geschaffen werden. Kultur, Sport, Freizeitevents für die Familie, eine lebendige Geschäftswelt, halt das komplette Rundum-Wohlfühlpaket, das es in der heutigen Zeit braucht, um Menschen fürs städtische Leben zu gewinnen.

Mitten im innerstädtischen Leben

Auf 60 Stunden ist ihre Kernarbeitszeit im Monat festgelegt. Tatsächlich seien es aber weitaus mehr Stunden, die sie für ihre Arbeit aufbringe, erklärt die frühere Architektin, die ein Fotostudio in der Altstadt hat, dort auch wohnt und lebt. Also mittendrin im innerstädtischen Leben ist. Sie habe »noch eine Menge ambitionierter Pläne«, erklärt sie.

Das Thema Innenstadtentwicklung ist ständig präsent in ihrem Job, begleitet sie tagtäglich. Für sie geht es darum, in diesem Bereich die kleine Stadt Kamenz, »in der so viel steckt, die so viel Potenzial hat« fit für die Zukunft zu machen. Darauf angesprochen, ob es ein spezielles Vorhaben gibt, dass sie unbedingt noch anpacken will, kommt die Antwort prompt: »Die Sanierung der leerstehenden Häuser an der Bautzener Straße liegt mir sehr am Herzen«, erklärt die 50-Jährige. Die neu zu gestalten, damit dieser Bereich der Stadt auch endlich eine Perspektive bekomme, »das ist mein großes Ziel«. Dieses Projekt wolle sie auf jeden Fall mit anstoßen, und soweit möglich, begleiten. Wenn dort mal die Wohnqualität zunehme, diese Straße einmal für Mieter und Gewerbetreibende attraktiv werde, könne die Stadt in puncto Lebensqualität, davon ist Citymanagerin Anne Hasselbach überzeugt, »einen mächtigen Sprung nach vorne machen«.


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