Oberlichtenau will als »bienenfreundliche Kommune« wahrgenommen werden. Die Projektidee des Ortes wurde jüngst vom Sächsischen Umweltministerium ausgezeichnet.
An diesem Nachmittag geht es auch ohne Schutzkleidung. Der Himmel ist bedeckt, es weht ein frischer Wind. Nur wenige Bienen kreisen um ihren Bienenstock. Daniel Queißer öffnet vorsichtig einen Holzkasten und holt eine Wabe heraus. Nimmt den Finger, kostet den Honig. Der Oberlichtenauer Imker freut sich. Der Honig schmeckt.
Der 41-Jährige hat an diesem Tag prächtige Laune, was nicht nur daran liegt, dass es seinen Bienenvölkern gut geht, sondern dass sein Heimatort Oberlichtenau auf einem ausgezeichneten Weg ist, sich zu einer »bienenfreundlichen Kommune« zu entwickeln. »Dieser Begriff soll unser Alleinstellungsmerkmal in der Region sein«, erklärt der Imker.
Im Ort wohnen etliche Bienenfreunde
Im vergangenen Jahr hatte sich das Dorf am Ideenwettbewerb des Sächsischen Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft beteiligt, hatte man das Thema »bienenfreundliche Kommune« in das Dorfentwicklungskonzept aufgenommen und diese Projektidee mit eingereicht. Eine, mit der man die Jury überzeugte. Bei der Preisverleihung gab es jüngst für die Oberlichtenauer eine Urkunde sowie 5.000 Euro. »Damit können wir die einige Ideen zum Bienenthema realisieren«, so Queißer weiter. Schon bei der Vorstellung des Dorfentwicklungskonzeptes war deutlich geworden, dass man in Oberlichtenau alles auf die Bienen setzt. Von den rund 1.300 Einwohnern hätten etliche, so Queißer weiter, seit langem ein intensives Verhältnis zu den Bienen. Queißer kann das beurteilen, schließlich ist er der 1. Vorsitzende des Oberlichtenauer Imkervereines.
Der 1964 gegründete Imkerverein hat derzeit rund 50 Mitglieder und 360 Bienenvölker. Geht man davon aus, dass so ein Bienenvolk aus bis zu rund 50.000 Insekten besteht, kann man sich vorstellen, dass es in Oberlichtenau an schönen und warmen Tagen mächtig-gewaltig summt. In dem Ort gibt es ein kleines Bienenmuseum und »an jeder Ecke kann man Honig kaufen«, so der Oberlichtenauer Imkerchef.
In Oberlichtenau haben‘s die Bienen gut
»Das drittwichtige Nutztier Deutschlands hat es bei uns gut«, steht für Queißer fest, der sich seit fünf Jahren der Imkerei verschrieben hat. Oberlichtenau gehört nun zu den bundesweit rund 240 bienenfreundlichen Städten und Gemeinden, die sich nicht nur dem Schutz der Bienen verpflichtet haben, sondern auch auf eine möglichst pestizidfreie Umgebung achten.
Mit der Prämie, die man bekam, wolle man demnächst ein Lehrinsektenhotel bauen. Um künftigen Besuchern auch einen Eindruck zu vermitteln, wie wichtig Bienen für die Menschen sind. Und um auf die Wichtigkeit dieser blütensuchenden Insekten hinzuweisen, die einfach unentbehrlich für die Bestäubung von Kultur- und Wildpflanzen sind.
Laut Welternährungsorganisation sind weltweit rund zwei Drittel der Nahrungspflanzen auf Bestäuber angewiesen. In Städten und Gemeinden sichern Honig- wie auch Wildbienen eine gute Obsternte und Imkern reichlich Honig. Auch in Oberlichtenau. Man kann also davon ausgehen, dass die Bienen in diesem Sommer die dortigen Imker wieder mit jeder Menge Honig versorgen werden. Aber das darf man ja wohl auch erwarten, in einer bienenfreundlichen Kommune wie Oberlichtenau.