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Silke Richter

Große Herausforderung für die Tafel

Bernsdorf. Jeden Donnerstag ist im Bernsdorfer Mehrgenerationenhaus Tafelausgabe. Im Zuge des Ukraine-Krieges sowie steigender Benzin- und Energiekosten erhöht sich auch der Druck auf die gemeinnützige Hilfsorganisation.

Gerlinde Lorenz gehört zu den Mitarbeiterinnen der Tafel, die donnerstags im Mehrgenerationenhaus für einen Obolus Lebensmittel an hilfsbedürftige Menschen weitergeben.

Gerlinde Lorenz gehört zu den Mitarbeiterinnen der Tafel, die donnerstags im Mehrgenerationenhaus für einen Obolus Lebensmittel an hilfsbedürftige Menschen weitergeben.

Bild: Silke Richter

Donnerstag kurz vor 14 Uhr: Vor dem Mehrgenerationenhaus (MGH) hat sich eine Warteschlange gebildet. Aus einem Transportfahrzeug des Kamenzer Tafel e.V. werden Lebensmittel ausgeladen. Es duftet nach Obst, Kuchen, Gemüse und Brötchen. Es ist Tafelzeit im MGH.

 

Mit viel Liebe zum Detail werden die Lebensmittel auf den zusammengestellten Tischreihen von den ehrenamtlich tätigen Mitarbeitern platziert. Bei jeder Ausgabe schwingt im Vorfeld die Hoffnung mit, dass die gesponserte Ware für alle Tafelkunden auch reichen möge.

 

Gewachsenes Miteinander

Bereits seit zehn Jahren arbeiten die Kamenzer Tafel und die Stadt sowie das MGH Bernsdorf zusammen. »Wir freuen uns, dass wir im MGH Räume zur Ausgabe der Lebensmittel nutzen können und seit so langer Zeit so gut miteinander kooperieren«, freut sich Gerlinde Lorenz vom Vorstand der Kamenzer Tafel über das gewachsene Miteinander.

 

Das jeweilige Lebensmittelangebot und auch die jeweilige Tagesmenge an Produkten sei sehr unterschiedlich. Manchmal stehe auch sehr wenig zur Verfügung, seien die Lebensmittel recht knapp bemessen. Vor einigen Tagen war beispielsweise das Angebot an Wurst, Salate und Gemüse sehr mager. »Die Tafel Kamenz ist Mitglied im Landesverband Sachsen, dadurch haben wir glücklicherweise die Möglichkeit, zusätzlich Ware in Dresden zu bekommen. Wir erhalten Molkereiprodukte, Tiefkühlware und vieles mehr, mitunter auch Wurst und Käse«, berichtet Gerlinde Lorenz.

 

Ein offenes Ohr für Sorgen und Nöte

Zurzeit nutzen über 30 Bedarfsgemeinschaften die Ausgabe in Bernsdorf, die jeden Donnerstag von 14 bis 15 Uhr stattfindet. Es sei mitunter schwierig, den Wünschen der Asylfamilien gerecht zu werden, da sie andere Gewohnheiten haben und nicht alles essen. Diese Familien hätten meist auch viele Kinder und die Tafel nicht immer die passenden Lebensmittel.

 

Die Mitarbeiter der Tafel sind oftmals auch Ansprechpartner bei Problemen, Sorgen und Nöten. »Wir versuchen ihnen zu helfen und Lösungen zu finden. In unserer Nachbarschaft gibt es das Sozialkaufhaus und da besorgen wir in Ausnahmefällen Sachen für die Kunden. Manche Gespräche mit den Bedürftigen belasten uns auch menschlich. Wir können zuhören und Unterstützung geben. Viele Kunden sind uns dafür sehr dankbar«, berichtet Gerlinde Lorenz, die bereits seit 2005 bei der Tafel beschäftigt ist. Die Mitarbeiterin hat manchmal schlaflose Nächte, lassen sie doch gewisse Probleme der Tafelkunden nicht los. »Es gibt viel Freude, aber auch Leid.«

 

Vor wenigen Tagen versorgte die Kamenzer Tafel zusätzlich acht ukrainische Familien mit Lebensmitteln. Die Möglichkeiten dazu, den Flüchtlingen unterstützend unter die Arme zu greifen, konnten im Vorfeld organisiert und geschaffen werden. Die ukrainischen Familien konnten, so wie alle anderen Tafelkunden, einen Obolus für die Lebensmittel zahlen.

 

Blick in eine ungewisse Zukunft

»Wir tun alles, was in unserer Macht steht. Wie es sich in Zukunft weiterentwickelt, wissen wir aber noch nicht. Wir wissen auch noch nicht, wie viele geflüchtete Familien in Kamenz und Umgebung sind oder noch kommen werden. Wenn viele kämen und Hilfe von uns brauchen, würden unsere gespendeten Lebensmittel nicht mehr ausreichen, um allen gerecht werden zu können. Zudem kommt hinzu, dass wir auf Spendengelder angewiesen sind und die Nebenkosten von Benzin und Energie ständig steigen.«


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