

Bürgermeister Frank Wachholz freut sich, dass seiner Einladung verschiedene Unternehmer ganz unterschiedlicher Branchen gefolgt sind. So sind unter anderem eine Friseurin, ein Bauunternehmer und ein Finanzdienstleister an den Stammtisch gekommen. Mit Blick auf die über einhundert in Elstra ansässigen Unternehmen stellt der Bürgermeister fest: »Eigentlich haben wir hier alles in unserer Stadt« und ergänzt: »Die Schüler sind unsere Diamanten, unser Schatz«. Denn genau darum geht es bei diesem Unternehmerstammtisch: um die aktuelle Arbeitsmarktsituation für Schulabgänger. Frank Wachholz sieht in der Fluktuation, dem demografischen Wandel und dem Weggang der jungen Leute ein Problem. Es gehe darum, den Fachkräftemangel zu kompensieren.
Um einen Überblick über die aktuelle Situation zu erhalten, ist der Berufsberater bei der Arbeitsagentur Rico Herrnsdorf nach Elstra gekommen. In einem Impulsvortrag stellt er die Trends vor, welche derzeit den Arbeitsmarkt beherrschen. Eine gute Situation ist, dass die Arbeitslosenquote im Bereich der Arbeitsagentur Bautzen derzeit 7,5 % beträgt, wobei die geringste die Geschäftsstelle Kamenz mit 4,1 % verzeichnet. Zu den Trends, die Rico Herrnsdorf herausarbeitet, gehört die Tatsache, dass der Arbeitsmarkt in Sachsen insgesamt stabil ist. Er sagt: »Der sächsische Arbeitsmarkt ist krisenerprobt und folgt in wirtschaftlichen Erholungsphasen immer dem positiven Trend«.
Während es im Jahr 2005 rechnerisch noch 44 Arbeitslose auf eine offene Stelle gab, sind es aktuell nur 3. Ein Problem sei die steigende Zahl der Lehrvertragsauflösungen. Schon bei geringsten Problemen würden junge Menschen das Handtuch werfen. Der Anteil gelöster Verträge liege derzeit bei etwa 30 %. Ein weiteres Problem sieht der Berufsberater in der sinkenden Einstellungsbereitschaft der Unternehmen. Zudem sinke auch die Anzahl der Unternehmen bei steigender Betriebsgröße. Die Zahl der in Sachsen beschäftigten Ausländer steige weiter an und liege derzeit bei über 8 %. Ein positiver Trend sei die steigende Beschäftigungsquote von Frauen. Sie liegt bei rund 65 %. Auch die Löhne seien in Sachsen stetig gestiegen. Die Herausforderung sei, dass in den nächsten zehn Jahren dem Arbeitsmarkt trotz Zuwanderung etwa 120.000 Menschen verloren gehen werden. Die Zahl der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss sinke ebenfalls weiter. Sie liegt im Bereich Bautzen aber immerhin bei 7,6 %.
Der Praxisberater an der Oberschule Elstra, Stefan Liesler, stellt dann die vergangene Berufemesse vor. Daran haben sich 23 Firmen aus ganz unterschiedlichen Branchen beteiligt. Es gehe dabei um die frühzeitige und praxisnahe Orientierung der Schülerinnen und Schüler für ihre künftigen Berufe. Fachvorträge haben das Angebot während der Messe ergänzt. Stefan Liesler meint: »Junge Menschen sind die Fachkräfte von morgen«. Geplant sei, diese Berufemesse alle zwei Jahre durchzuführen.
In der anschließenden Diskussion wird die eher unrealistische Forderung angesprochen, dass alle Auszubildenden in den Unternehmen den gleichen Lohn bekommen sollten, um eine gewisse Chancengleichheit zwischen großen und kleinen Betrieben zu gewährleisten. Themen waren dann auch die als ungerecht empfundenen Rückzahlungsforderungen der Corona-Soforthilfen sowie der steigende Mindestlohn, welcher nur zur Erhöhung der Preise führe.