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Tony Keil

»Der Mensch ist ein erfindungsreiches Wesen«

Lausitz. Neuland ist etwas Unbekanntes. Wie man es nutzen kann, lässt sich erst herausfinden, wenn man sich auf den Weg macht.

Doris Bach in ihrer Brotschmiede in Görlitz.

Doris Bach in ihrer Brotschmiede in Görlitz.

Bild: Tony Keil

So lässt sich auch der Strukturwandel betrachten. In der Serie »Lausitzer Neuland« werden Menschen vorgestellt, die bereit sind, Neuland zu betreten.

 

Doris Bach kam 1995 mit ihrer Familie in die Lausitz. Die gebürtige Nordhessin kennt die Lausitz aber seit ihrer Kindheit, besuchte regelmäßig mit ihrem Vater, der hier seine Wurzeln hat, die Region. »Ich fühle mich hier zutiefst verwurzelt und mit der Lausitz emotional verbunden«, sagt sie. Die demeter-Bäuerin und demeter-Bäckerin gründete im Jahr 2000 den Eichenhof in Uhsmannsdorf. Für ihre Bäckerei bekam sie damals kein Bio-Getreide, also wurde es kurzerhand selbst angebaut. Familie und Brotschmiede, so der Name der Bäckerei, zog es später nach Görlitz.

Doris Bach gründete hier die Görlitzer Waldorfschule mit, war dort lange Geschäftsführerin, sie kandidierte für den Stadtrat und ist im Projekt »Bio-Regio-Modellregionen« aktiv, das regionale Kleinproduzenten in der Lausitz unterstützt. Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen.

 

Auf die Ressourcen vor Ort zurückgreifen

In Sachen Strukturwandel setzt sie vor allem auf die Menschen, Fördertöpfe und das damit einhergehende Gezerre um das größte Stück vom Kuchen lehnt sie ab. Um die Lausitz zu entwickeln, sollte man aus ihrer Sicht, wo immer es geht, auf die Ressourcen und das Know-how vor Ort zurückgreifen. »Man hat in der Pandemie gesehen, dass vor allem Unternehmen, die regional verwurzelt sind, weniger krisenanfällig waren«, sagt Doris Bach. Produkte aus der Region für die Region waren gefragt.

Statt mit den Fördermitteln neue Industrie künstlich anzusiedeln, würde Doris Bach damit die Menschen direkt unterstützen, die durch den Kohleausstieg den Arbeitsplatz verlieren. Kein bedingungsloses Grundeinkommen, sondern ein Grundeinkommen für die, die durch eine politische Entscheidung den Job los sind. Ergänzend hierzu sollte man diesen Menschen Hilfe zur Selbsthilfe bieten, um ihnen die Gelegenheit zu geben, sich neu zu orientieren, eigenes zu entwickeln, ohne um die eigene finanzielle Existenz fürchten zu müssen. »Das alles sind Menschen, die etwas können. Und es gehört zum Grundbedürfnis des Menschen, in seiner sinnstiftenden Arbeit Anerkennung zu bekommen«, sagt Doris Bach. Wenn man diesen Menschen die Chance gibt, etwas Eigenes zu entwickeln, dann würde das auch passieren. »Der Mensch ist ein erfindungsreiches Wesen«, ist Doris Bach überzeugt.

Überzeugt ist sie auch davon, dass diejenigen, die sich in den Prozess des Strukturwandels einbringen wollen, dazu auch die Möglichkeit haben. »Wir sind hier breit aufgestellt, wer wirklich Interesse hat, der kann sich engagieren.« Das macht die Lausitz mit ihren Menschen für sie so liebenswert.

Mehr Informationen: www.strukturentwicklung.sachsen.de


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