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Nippon-Schüler lernen traditionelles Karate

Es geht nicht darum, möglichst schnell einem Kontrahenten gegenüberzustehen. Es gibt keine Punkte für einen Treffer, keine Preise für einen gewonnen Kampf. Bei Karateverein Nippon Niesky wird traditionelles Karate gelehrt.
Henning Wittwer und Rico Fuchs (rechts) demonstrieren korrektes Timing in Verbindung mit entsprechendem Körpereinsatz. Foto: Verein

Henning Wittwer und Rico Fuchs (rechts) demonstrieren korrektes Timing in Verbindung mit entsprechendem Körpereinsatz. Foto: Verein

Es gibt einen feinen Unterschied zwischen Karate als Kampfsport und als Kampfkunst. Beim Sport steht der Wettkampf, der Vergleich zweier Sportler im Vordergrund. Er unterliegt einem Regelwerk, bestimmte Techniken sind ausgeschlossen und man kämpft der Fairness wegen in Gewichtsklassen. Der Ursprung des Karate und anderer Kampfkünste ist aber ein anderer. Sie entstanden mit dem Ziel, sich möglichst effektiv gegen Angreifer verteidigen zu können und Kampfhandlungen so schnell wie möglich zu beenden.

Shotokan von Mitsusuke Harada

Dieser Tradition, dem Karate als Kampfkunst, hat sich der Karateverein Nippon Niesky verschrieben. »Unsere Trainingsmethoden stammen von Mitsusuke Harada, wir gehören damit zur Shotokan-Strömung«, erzählt Übungsleiter Henning Wittwer. Er beschäftigt sich seit den Neunzigern mit dem traditionellen Karate, stieß auf die Lehren von Harada und nahm schließlich 2002 an einem Lehrgang des Shotokan-Meisters teil. »Ich habe das damals als für mich ideales Karate empfunden«, erinnert sich Wittwer.

25 Jahre Karate in Niesky

Seit 2005 hat sich der Nieskyer Karateverein ganz dieser Strömung verschrieben. Statt dem sportlichen Wettkampf steht die ständige Weiterentwicklung der verschiedenen Kampftechniken im Mittelpunkt. Gegründet hat sich der Verein bereits 1992. Damals ging es noch um Kampfsport und Selbst-
verteidigung. »Vor der Wende gab es eine Sektion Karate beim SV Bau. Damals waren wir bis zu 140 Leute beim Training«, erinnert sich André Lachowski. Er hat den Verein nach der Wende mit gegründet und ist heute Vereinsvorsitzender. »In der DDR war Karate offiziell nicht zugänglich. Es wurde viel privat trainiert, aber das Niveau war natürlich relativ niedrig, da man das meiste nur aus Büchern lernte«, erzählt Lachowski. Wenn man Glück hatte, kannte man vielleicht einen Offizier, der es bei der Armee gelernt hatte.

Van Damme, Seagal & Co

Ein Phänomen, das demVerein mit seinem Ansatz immer wieder begegnet, sind falsche Vorstellungen. »Viele kommen zu uns, haben vielleicht gerade einen Hollywoodfilm gesehen und wollen dann möglichst schnell lernen, jemanden umzuhauen«, erzählt Henning Wittwer. Gerade nach der Wende, als Actionfilme mit Jean-Claude Van Damme, Jackie Chan, Steven Seagal, Chuck Norris oder Bruce Lee besonders hoch im Kurs standen, sei das immer wieder vorgekommen. Dass die nicht alle Karate praktizieren und in Filmen im Allgemeinen ein unrealistisches Bild vermittelt wird, lernte manch einer dann auch im Nieskyer
Karateverein. Wettkämpfe lehnt der Verein ab. Das heißt nicht, dass er sie oder Karate als Kampfsport schlecht findet oder verurteilt, er verfolgt einfach einen anderen Ansatz. Der sportliche Wettkampf würde ein völlig anderes geartetes Training erfordern, dass »von unserem Standpunkt aus echten technischen Fortschritt blockiert«, so Henning Wittwer. Wie man sich im Ernstfall verteidigt, lernen die Nippon-Kämpfer natürlich trotzdem. Gelehrt werden sowohl Kampftechniken ohne als auch mit Waffe.

Training

Wer sich für das Shotokai-Karate interessiert, kann immer montags 18.15 Uhr in ein Anfängertraining hineinschnuppern. Trainiert wird in der Turnhalle Pestalozzistrasse 24 Weitere Infos: www.nippon-niesky.com


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