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Tony Keil

Mehr als Kino

Das Görlitzer Kino will vom reinen Filmhaus zu einer Kultureinrichtung werden. Corona hat dabei gebremst.

Guido Marc Gosch ist seit vergangenen Sommer Theaterleiter im Görlitzer Filmpalast. Er will das Haus als Kultureinrichtung in der Stadt etablieren.  Foto: T. Keil

Guido Marc Gosch ist seit vergangenen Sommer Theaterleiter im Görlitzer Filmpalast. Er will das Haus als Kultureinrichtung in der Stadt etablieren. Foto: T. Keil

Bild: T. Keil

Görlitz. Klassische Theaterveranstaltungen, Filmmusik-Konzerte und Stummfilmvorführungen, die mit Livemusik begleitet werden – spricht man mit Guido Marc Gosch über seine Ideen für den Görlitzer Filmpalast, dann merkt man schnell, dass der neue Theaterleiter viel vorhat. Schon seit vergangenen Sommer arbeitet er an der Weiterentwicklung des Hauses. Corona hat allerdings lange ausgebremst.

 

Durch den Ausbau des Kinos von fünf auf neun Säle und die Sanierung des großen Saals, der jetzt auch wieder eine Bühne hat, ist das Potenzial groß, sich nicht nur auf den nächsten Blockbuster zu konzentrieren. Noch gilt es aber, einige Hürden zu beseitigen. Theatervorstellungen wird es beispielsweise erst ab der kommenden Saison geben. »Wir haben hier nicht die gleichen Möglichkeiten wie in einem Theater. Es fehlen beispielsweise die Hängepunkte«, erklärt Gosch. Technik oder Bühnenbild im großen Saal aufhängen geht daher nicht. Mal eben das Theater ansprechen und dann ratzfatz ein Stück vom Demianiplatz auf die Jakobstraße verlegen funktioniert also auch nicht. Es braucht Zeit, die richtigen Optionen für das Kino zu finden und die Veranstaltungen entsprechend zu planen.

 

Gespräche laufen in viele Richtungen. Mit dem GHT und der Musikschule »Johann Adam Hiller« etwa. Auch die HSZG hat der neue Theaterleiter im Blick. Eigentlich möchte er mit jeder touristischen Einrichtung sprechen, alle mit einbeziehen. »Das Haus ist gebaut und konzipiert als gesellschaftlicher Treffpunkt«, sagt er.

 

Geburtstag im Kino feiern

 

Das heißt natürlich nicht, dass das Kino seine Kernkompetenz aus den Augen verliert. Aber auch bei dem, was über die Leinwand flimmert, hat man sich breiter aufgestellt. Nicht nur Blockbuster, sondern auch Arthouse und Liveübertragungen, etwa aus der Metropolitan Opera in New York. »Wir behalten dabei auch die beiden Programmkinos in Görlitz im Blick. Wir wollen hier ein Miteinander und sie nicht durch unsere Filmauswahl unter Druck setzen«, sagt Gosch. Eingeführt hat das Kino bereits OV-Vorstellungen, zeigt also Filme unsynchronisiert in der Originalsprache (OV=Original Version). Aktuell ist das dann Englisch. Aber auch andere Sprachen, dann mit Untertitel, sind denkbar. »Ich kann mir auch vorstellen, polnischsprachige Filme zu probieren«, sagt mit Guido Marc Gosch.

 

Auch auf die Vermietung soll in Zukunft mehr Augenmerk gelegt werden. Denn das Kino kann seit dem Anbau auch für Tagungen und öffentliche Veranstaltungen genutzt und einzelne Säle für Feiern gemietet werden. Auch diese Optionen sind aber durch Corona bisher wenig genutzt worden. Dabei dürfte für Filmfans die Geburtstagsfeier im Kino doch sehr reizvoll sein. Doch kann man dann auch seinen Lieblingsfilm auf der Leinwand sehen? Private Filme, also beispielsweise das Video vom letzten Urlaub, lassen sich zeigen. Wenn’s aber der Lieblingsfilm sein soll, wird es aufgrund der Vorführrechte etwas komplizierter. »Wir fragen den Wunschfilm dann beim Verleiher an«, erklärt der Theaterleiter. Die Konditionen hängen also auch vom Verleiher ab. In jedem Fall aber können die Filme gezeigt werden, die aktuell auch im Programm laufen.


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