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Das Leben im Miniaturformat

Bis Ende Februar 2016 zeigt das Kulturhistorische Museum im Barockhaus Neißstraße ein 1,60 mal 2 Meter großes Puppenhaus. Das Miniaturwohnhaus im Maßstab 1:15 ist eine Leihgabe aus einem Nachlass und in dieser Form erstmals öffentlich zu sehen.
Foto: Kulturhistorisches Museum Görlitz

Foto: Kulturhistorisches Museum Görlitz

Claus-Peter Kurt-Franken hatte das Haus in seiner Görlitzer Wohnung aufgebaut. Gut zehn Jahre hat der Ruheständler daran gearbeitet, um das gründerzeitliche Wohn- und Geschäftshaus Schritt für Schritt mit Leben zu erfüllen. Das unterkellerte Puppenhaus mit angegliedertem Markt und Garten verfügt über 22 Räume, in denen mit großer Liebe zum Detail verschiedene Alltagssituationen inszeniert wurden. Möbel und Einrichtungsgegenstände, Bilder und Accessoires wurden in Handarbeit gefertigt, sogar eine Beleuchtung installiert. Nur die Bewohner des Hauses, etwa 100 Püppchen, wurden käuflich erworben. Herzenswunsch des inzwischen verstorbenen Bauherrn war es, dass sich möglichst viele Menschen an seinem Werk erfreuen sollten. Sein Sohn hat dem Museum das Puppenhaus als Leihgabe zur Verfügung gestellt. Ein Blick in das Puppenhaus zeigt: In der Backstube im Keller wird fleißig gearbeitet. Während der Bäcker den Teig knetet und formt, räumt der Geselle den Backofen aus. Die nächsten Brote und Brötchen stehen schon bereit und warten darauf, in den heißen Backofen geschoben zu werden. Die fertigen Backwaren landen in der darüber liegenden Bäckerei, wo eine freundlich wirkende ältere Frau die Kundschaft bedient. Vielleicht ist es ihre Tochter, die das Café ein Stockwerk höher betreibt, das neben Kaffee, Milch und Schokolade auch Leckereien aus der Familienbäckerei oder -konditorei anbietet. Im Erdgeschoss des Hauses befindet sich ein „Tante-Emma-Laden“. Heute sind diese kleinen, privat geführten Lebensmittellädchen nahezu völlig aus dem Stadtbild verschwunden. Ältere Bürger können sich aber noch gut an sie erinnern. Hinter dem Verkaufstresen steht die Bedienung und bringt dem Kunden die gewünschten Waren – Getränke, Kaffee, Mehl und Obst aus Kisten, Zeitschriften und Waschmittel. Sogar der Sohn der Ladeninhaberin muss aushelfen, um die beiden Damen mit Körbchen und Einkaufsnetz bewaffnet, zu bedienen. Auf den ersten Blick wirkt „die gute Stube“ einer Familie im zweiten Obergeschoss etwas düster. Mutter und Vater sitzen am nachmittäglichen Kaffeetisch, auf dem sich eine gehäkelte Tischdecke befindet und der mit dem „guten“ Porzellanservice gedeckt ist. Zwischen den Erwachsenen ist keine Unterhaltung im Gange, vielmehr studiert der Ehemann eindringlich eine Zeitschrift. Der Familienhund wohnt dem Geschehen bei. Eines der vier Kinder beschäftigt sich am Schreibtisch an der Wand mit seinen Hausaufgaben, halbwegs unter der Aufsicht seiner Eltern. Zwei kleinere Kinder spielen im Alkoven. Der große grüne Kachelofen im Raum scheint behagliche Wärme auszustrahlen an diesem dunklen Nachmittag. Dies ist nur ein kleiner Eindruck des Geschehens. Die nächste Gelegenheit, das Puppenhaus selbst zu entdecken, bietet der Familiennachmittag am 1. Dezember. Ines Haaser und Daniela Schüler präsentieren ab 15 Uhr das Puppenhaus, anschließend können die Besucher ihr eigenes Häuschen gestalten, das sich auch als originelle weihnachtliche Verpackung eignet.


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