Wie schmeckt ein "gemischter Satz"?
Um es auf den Punkt zu bringen. Baden-Württemberg, ein Bundesland mit Bindestrich, geht zumindest beim Thema Wein unterschiedliche Wege. Da ist der Binde- eher Trennungsstrich. Was nicht negativ besetzt ist sondern dem Umstand geschuldet, das die Weinregion aufgrund ihrer Größe einfach zu unterschiedlich ist. Und daher auch unterschiedlich vermarktet wird. Was wiederum gut funktioniert, weil sowohl Baden als auch Württemberg eigene Weinköniginnen und -prinzessinnen haben.
Zum Grundwissen also nur soviel: Baden ist Burgunderland, einige Stellen heißen aber auch »Badisch-Sibirien«, weil es hier saukalt sein kann. Württemberg ist das Land von Trollinger, Lemberger und Samtrot. In Baden wiederum wächst der „Gemischte Satz": Auf einer Rebfläche wachsen mindestens drei, oft aber zehn und mehr Rebsorten zusammen, die Trauben werden an einem Tag gelesen und zusammen gekeltert. „Dieses Gemisch ergibt jedes Jahr einen anderen Wein. Ein sehr spannendes Experiment", weiß Karlheinz Sack, Chef des Weingut Sack in Lauda-Königshofen.
Auch gut zu wissen: Württemberger Winzer nennen sich Wengerte, ihr Weinberg heißt Wengert und dort in ihren Wengerthäusle lassen sie es sich gut gehen.
Die Weingärtner Markelsheim, eine Genossenschaft mit 300 Mitgliedern im Lieblichen Taubertal (Württemberg), wiederum liegt in einer so trockenen Lage, dass die Weinberge in sehr trocknen Sommern sogar bewässert werden müssen. Und dass, obwohl ja eigentlich Baden das sonnenverwöhnteste Weinanbaugebiet und die bundesweit einzige „Weinbauzone B" ist, sich dieses „B" mit den warmen Regionen Elsass, Lothringen, Champagne, Jura, Savoie und Loire-Tal teilen darf. Sachsen und alle anderen deutschen Weinbaugebiete liegen in Zone A, der kältesten von drei Hauptzonen.
Was man noch über die Weinregionen wissen sollte? Zum Beispiel dass es in Dürrenzimmern (Württemberg) ein Weinkonvent und Bruder Matthias gibt. Wobei der Bruder kein Mönch ist, sondern der Geschäftsführer der Weinbaugenossenschaft, die einst Weingärtnergenossenschaft Brackenheim-Dürrenzimmern hieß, den sperrigen Namen aber zugunsten von „Weinkonvent" ablegte. Denn erstens gab es in dem Ort schon im 16. Jahrhundert einen Klosterhof mit weinanbauenden Mönchen und zweitens baute sich die Genossenschaft für gerade mal zwei Millionen Euro ein superschickes neues Gebäude, das das Thema Klosterhof aufgreift. Matthias Göhring schlüpft allerdings ab und an in eine Mönchskutte – zur BWclassics in Dresden wird er sie vielleicht sogar dabei haben.
Und dann wären da noch die Jungwinzer: Sowohl in Baden als auch in Württemberg haben sie eigene Vereine gegründet. Sie sind der hoffnungsvolle Winzernachwuchs der Region, aufgewachsen mit Wein und dem festen Willen, neue Wege zu gehen, um das edle Getränk auch jungem Klientel nahe zu bringen. So wie Alexander Link (28), der auf einem kleinen Teil des väterlichen Weinguts Wildwuchs zulässt (die Reben werden seit Jahren nicht geschnitten), Kamerunschafe als Rasenmäher nutzt, aus weniger und kleineren Beeren aber prämierte Weine unter der Marke Wildwuchs zaubert. Zur Weinmesse Baden-Württemberg classics in Dresden werden sich viele Jungwinzer vorstellen, insgesamt präsentieren über 50 Winzer aus dem gesamten Weinanbaugebiet rund 700 Weine. Die BW classics hat am 22./23. April jeweils von 11 bis 18 Uhr im Congress Center Dresden geöffnet. Derr Eintritt kostet zehn Euro, wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreist und den Fahrschein vorzeigt am Einlass, der zahlt nur fünf Euro.