Birgit Branczeisz/ck

Wann kommt die echte Stichwahl?

Dresden. Hintergründe und Funfacts zur OB-Wahl in Dresden - Wahlleiter könnte sich auch eine Stichwahl zwischen Erst- und Zweitplatziertem vorstellen.

Wahlleiter Dr. Markus Blocher (re.) und seine Stellvertreterin Dr. Lioba Buscher haben die Wahlergebnisse noch einmal aufbereitet.

Wahlleiter Dr. Markus Blocher (re.) und seine Stellvertreterin Dr. Lioba Buscher haben die Wahlergebnisse noch einmal aufbereitet.

Bild: Branczeisz

Genau vier Wochen nach der ersten Wahlauswertung folgt von Wahlleiter Dr. Markus Blocher und seiner Stellvertreterin Dr. Lioba Buscher eine zweite Expertise. Die großen Linien dieser OB-Wahl werden klar: Dirk Hilbert hat 44 Stadtteile für sich gewonnen, Eva Jähnigen 17. Das Stimmverhalten ist stadtbezirksweise verteilt - die Innenstadt mit Äußerer Neustadt und Leipziger Vorstadt geht haushoch an die Grünen-Kandidatin Eva Jähnigen. Alle entfernteren Stadtteile holt sich der alte und neue OB Dirk Hilbert überzeugend. Insgesamt holt Hilbert so 45,3 Prozent und Jähnigen 38,3 Prozent. Interessanter ist schon, dass Eva Jähnigen - legt man die politische Arithmetik hinter das tatsächliche Wahlverhalten - rund 25.000 Stimmen aus dem eigenen Block von Linken, Grünen und SPD fehlen. Eine "Wählerwanderung" zwischen zweiten und ersten Urnengang lässt sich nicht beziffern - die Stadt misst diese Bewegungen schlicht nicht. Wirklich erschreckend ist die Zahl der Nichtwähler. Im zweiten Wahlgang waren 436.192 Menschen zur Wahl berechtigt - 249.291 haben keinen Gebrauch davon gemacht. Interessanterweise ging gerade in Prohlis Süd nur jeder Fünfte wählen - und dort hatte AfD-Bewerber Maximilian Krah auch sein bestes Ergebnis.

 

Wahlen spannender machen?

Am hartnäckigsten war die Äußere Neustadt (Antonstadt): 2,5 Prozent Wählerschwund im zweiten Gang, das ist der niedrigste Wert. Die Niedersedlitzer hatten die wenigste Lust noch mal zu wählen: hier ein Minus von 8,7 Prozent. Wahlspitze waren mit 52,2 Prozent übrigens Loschwitz/Wachwitz. Selbst dieser Wert zeigt, da ist insgesamt sehr viel Luft nach oben. Könnte man diese Wahlen spannender machen? Wahlleiter Markus Blocher dazu: "Mir wäre eine echte Stichwahl zwischen den ersten zwei Top-Platzierten am liebsten, so wie es schon in vielen Ländern üblich ist." Das wäre vielleicht nicht nur wirksamer, sondern auch kostengünstiger. Gut 3.900 Wahlhelfer musste Dresden anwerben, viele werden aufgrund des Alters aufhören und die nächsten Kommunalwahlen 2024 stehen organisatorisch schon nach der Sommerpause vor der Tür des Wahlleiters. Die Stadt übt da jedes Mal wieder den Spagat: Sie muss die Urnenwahl vorhalten - obwohl schon diesmal fast jeder Zweite per Brief gewählt hat. In der nächsten Wahl könnten erstmals mehr Menschen per Brief wählen! Deshalb lohnt ein Blick, wer davon profitiert. Dieses Mal am meisten die Grüne Kandidatin, dicht gefolgt vom OB - auch die anderen Bewerber können per Brief etwas mehr Menschen mobilisieren als zu Fuß. Nur bei der AfD fällt das Ergebnis in der Briefwahl fällt deutlich ab.

 

Fun Facts zur Wahl

Dr. Lioba Buscher hat den Dresdnerinnen und Dresdnern aber auch leichtere Kost rund um die Wahl zusammengetragen. Ihr Objekt der Betrachtung: die Wahlurne. Rund 550 waren im Einsatz und jede einzelne hat aus dem Depot hin und zurück 65 Kilometer zurückgelegt. In eine Wahlurne passen etwa 520 Wahlbriefe - macht 9,4 Kilo Gewicht pro Urne. Interessant sind die Fun Facts für die 173 Briefwahlurnen: Würde man sie übereinander stellen, ergäben sie das 1,8-fache der Höhe der Frauenkirche oder eine Breite von 72 Metern. Gefüllt wiegen sie sage und schreibe 2.837 Kilogramm. Eine Wahl ist also in jeder Hinsicht eine schwerwiegende Angelegenheit.


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