

Das Stollenmädchen des Jahres 2023 kommt aus der Schaubäckerei Ullrich in Dresden-Striesen. Für Bäckermeister Ralf Ullrich war das fast aufregender als für "das neue Gesicht" der diesjährigen Stollensaison - Nelly Köhler heißt sie, ist 17 Jahre alt und im zweiten Lehrjahr in der Schaubäckerei in Ausbildung.
Mit Anmut und Würde präsentierte sich die junge Frau der Presse und natürlich Bäckerinnen und Bäckern aus den 99 Mitgliedsbetrieben im Schutzverband Dresdner Stollen e.V. Für Nelly beginnt jetzt ein aufregendes Jahr, gleich mit einem Termin in Bern in der Schweiz, vielen regionalen Events, natürlich auch dem weltberühmten Dresdner Stollenfest am 9. Dezember, dessen Schirmherrin sie nun ist. Etwa 50 Termine stehen bereits im Stollenkalender.
Welche junge Dame dieser Dauer-Präsentation gewachsen ist, dass entscheidet der Schutzverband alljährlich hinter verschlossenen Türen - nicht nur nach Ausstrahlung und Auftreten, sondern auch mit einem knackigen Wissenstest rund um das altehrwürdige Gebäck der Sachsen. Wichtig ist der Zunft, dass es eben keine Influencerin ist, die schließlich das blaue Kleid des Stollenmädchens anziehen darf, sondern eine echte künftige Stollenbäckerin, die ihr Handwerk mit Herz präsentiert, so Karoline Marschallek, Geschäftsführerin Schutzverband Dresdner Stollen e.V.
Immerhin steht die 17-Jährige jetzt ein Jahr lang für 99 Mitgliedsbetriebe auf Bühnen und Plätzen und ihr Konterfei wird als 29. Stollenmädchen in die Geschichte Dresdens eingehen. Apropos Konterfei: damit hat es dieses Jahr etwas ganz Besonderes auf sich, denn Künstlerin Nadine Wölk hat ein Porträt von Nelly gemalt. Das Bildnis des Stollenmädchens 2023 wird für einen guten Zweck versteigert. Mindestgebot 1.000 Euro. Wölk, die an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden ausgebildet wurde, überraschte als bekennender Vermeer-Fan mit einem wunderschönen klassischem Porträt in Blau-Weiß, für das sie ganz unklassisch Kugelschreiber verwendet hat.
Dokumentenecht, wie sie schmunzelnd sagt und nicht nur einen, sondern gleich 15 Kugelschreiber. "Jeder Strich zählt", sagt die sympathische Künstlerin, denn da lässt sich nichts kaschieren. Mit den berühmten Porzellanfarben Blau-Weiß fühlt sie sich wohl. Wer neugierig ist, in der Neustadt, Hauptstraße 15, zeigt sie gerade im Innenhof die kleine Ausstellung "Kunst & Eros".
Kein Wunder also, dass das Stollenmädchen diesmal in der Kunstakademie an der Brühlschen Terrasse der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Und das Dresdner Stollenmädchen bleibt nicht das einzige Kugelschreiber-Porträt: der frühere sächsische Landesbischof Carsten Rentzing folgt dieser Tage, verrät Nadine Wölk. Stollenmädchen Nelly Köhler begibt sich derweil für ein Jahr in viele #Puderzuckermomente, in der Backstube, auf dem Striezelmarkt und auch in den sozialen Medien. Für Lehrmeister Ralf Ullrich ist damit ein Traum wahr geworden: zum schönsten Termin des Jahres in der Stollenfamilie kann er erstmals eine Auszubildende aus seinem Betrieb vorstellen.