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Birgit Branczeisz

Roboter da Vinci wird zur Hand des Chirurgen

Dresden. Ursprünglich vom US-Militär für den Fronteinsatz gedacht - heute modernste Medizintechnik im Friedrichstädter OP.

Am 28. Februar werden die Mediziner im Friedrichstädter Krankenhaus erstmals eine Tumor-Patientin mithilfe von da Vinci operieren. Der neue Kollege ist der modernste Roboter, der Chirurgen derzeit zur Hand geht. da Vinci überträgt die Finger- und Handbewegungen des Operateurs hochsensibel auf den Patienten. Selbst ein kleines Zittern filtert da Vinci heraus. Der Roboter merkt sich exakt die Positionen der Instrumente. Selbst wenn der Operateur nichts sehen würde, kann er sie nicht falsch ansetzen. Die Instrumente sind zudem durch Gelenke deutlich beweglicher als es die Hand des Mediziners anatomisch wäre.

 

Schonend hinter große Organe kommen

An mehreren Kameras kann das Ärzteteam jede Bewegung verfolgen. Über Stahlhülsen wird die Stelle des Eingriffs soweit mit CO2 aufgepustet, sodass optimal mit dem Roboter hantiert werden kann. da Vinci soll bei großen Tumor-OP helfen, bei denen die Ärzteteams bislang Schwierigkeiten hatten, an Organen vorbei zu kommen. "Wir wollen Brustkorb und Speiseröhren-OPs durchführen, bei denen man die Lunge zur Seite schieben muss. Auch Bauchschlagader oder Bronchien, alles vital-sensibel, Organe lassen sich mit dem Roboter viel schonender bearbeiten", so Chefarzt Chirurgie Prof. Sören Torge Mees. Auch Dr. Markus Grebe, Chefarzt der Gynäkologie, hat bei Eingriffen an der Gebärmutter völlig neue Optionen.

 

Noch immer eher OP mit Riesenschnitt

Grebe hofft, künftig die Hälfte bis zwei Drittel der Patientinnen minimalinvasiv und damit schonender operieren zu können. Das geht nicht nur bis zu 40 Minuten schneller, was Narkosezeit spart, sondern begünstigt die Wundheilung durch die filigranere Technik. Trotzdem werden die Mediziner in einer Anfangsphase nur zweimal am Tag operieren, damit "niemand gestresst ist", so der Medizinische Direktor Prof. Sebastian Schellong. Seit Dezember bereiten sich die Operateure auf den großen Tag vor. Zunächst ging es zurück auf die Schulbank.

Wer dort bestand, konnte sich an den Simulator setzen, sozusagen das da Vinci-Spiel, und schließlich komplette Operationen simulieren. Erst dann wurde an Gewebezellen und schließlich an Tieren operiert. Die Mediziner am Friedrichstädter Krankenhaus blicken auf eine jahrelange Expertise im minimal-invasiven Operieren. Trotzdem werden flächendeckend nur 30 Prozent der Krebspatienten via "Schlüsselloch-OP" operiert - die Mehrzahl bekommt noch immer einen Riesenschnitt. Auf über 3.000 Krankenhäuser kommen nur 300 Roboter, viele Häuser haben dazu gleich mehrere. Bleibt die Frage nach dem Operateur.

 

Nerven und Gefäße in 3D zu sehen

Der "sitzt im OP in der Ecke, als würde er an seiner Konsole spielen", wie die Mediziner selbst schmunzelnd sagen. Die Konsole zeigt zehnmal vergrößert und in 3D, was der Operateur gerade tut. Feinste Strukturen von Nerven oder Gefäßen werden so sichtbar. Ursprünglich war da Vinci vom USA-Militär so konzipiert, dass der Mediziner von Amerika aus per Internet einen Soldaten hinter der Frontlinie operiert. Doch die Verzögerung der Internetverbindung um eine Zehntelsekunde macht das bis heute unmöglich - und so sitzt der Operateur mit im OP.


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