

Melonen aus Sachsen und das vom Feld? Das klingt für viele noch ungewöhnlich. In Hosterwitz in Sichtweite des Dresdner Fernsehturms reifen derzeit Tonnen der leckeren Melonen heran – rote, gelbe und Honigmelonen. Die erste Ernte ist gerade eingefahren und wird im Hofladen an der Pilnitzer Landstraße angeboten. Seit fünf Jahren experimentiert Melonen-Bauern Robert Rüdiger vom gleichnamigen Obsthof mit der beliebten Sommerfrucht.
Er war der Erste in Sachsen, der sich an die hier noch seltene Feldfrucht wagte. Mitgebracht hat er seine ersten Jungpflanzen damals aus Rumänien, denn seine Saisonarbeiter meinten: Wenn Melonen in Siebenbürgen wachsen, dann auch im Elbtal. Die ersten Feldversuche waren allerdings ernüchternd. Rüdiger lacht. Im ersten Jahr wuchs zu wenig, im zweiten Jahr sind die Setzlinge erfroren und im dritten Jahr gab`s Probleme beim Lagern.
Jetzt ruhen die Elbtal-Melonen bei acht Grad, bis zu vier Wochen nach der Ernte. Auch beim Anbau wird immer wieder getüftelt - jede Pflanze in schwarze Pflanzfolie setzen, gar keine Folie, bewässern oder einfach ohne wässern stehenlassen - jedes Feld ist ein Experiment. »Wir haben schlussendlich ein Feld mit Pflanzfolie und eines ohne«, erklärt Rüdiger. Das macht in der Ernte einen Unterschied von zwei Wochen – und versetzt ernten ist ja ziemlich pfiffig, so spart sich der Melonen-Bauer einiges an Lagern. Doch trotz aller Erfolge - nächstes Jahr wird der Melonen-Bauer von Hosterwitz seinen Anbau komplett nach Helmsdorf bei Stolpen verlagern.
Die Flächen am Hofladen werden dann nur noch »zu Show-Zwecken« bepflanzt, wie Robert Rüdiger erklärt. Damit wird aus dem vor Jahren ersten Melonen-Anbauer, nun der nördlichste in ganz Sachsen! Ein Titel, auf den der Landwirt gern verzichtet hätte – doch es geht nicht anders. Hochintelligente und verspielte Gegner machen Robert Rüdiger zu schaffen: Krähen. Er schüttelt den Kopf wenn er an die Szene denkt – gerade gepflanzt, liefen Krähen in der Zeile übers Feld, zogen die Melonen-Setzlinge heraus und legten sie sorgsam ab.
Vielleicht hielten sie das alles für ein interessantes Spiel. Schlimmer ist allerdings das Anhacken der Melonen. »Sobald sie durch die Schale durch sind, fangen die Melonen an zu gären«, sagt Rüdiger. Melonen reifen auch nicht nach, man muss sie also wirklich richtig reif ernten. Das eskaliert regelmäßig zum Wettlauf »Krähe gegen Obstbauer«. »Vor Corona sind die Krähen tatsächlich im Sommer in die Innenstadt gezogen – da war was los. Seit Corona bleiben sie hier draußen«, berichtet Rüdiger kopfschüttelnd. Menschenleere Innenstädte aus Vogelperspektive.
Wo es nichts zu holen gibt, fliegt auch keine Krähe hin. Ob die Vögel ihre Sommer künftig wieder im Zentrum verbringen, weiß in Hosterwitz niemand. In Stolpen gibt es diese Probleme jedenfalls nicht, denn dort sind genügend Raubvögel unterwegs. Die erste Melonen aus der Sächsischen Schweiz wird Robert Rüdiger bereits dieses Jahr ernten. 15 bis 20 Tonnen, schätzt er.
Am Fuß des Fernsehturms werden es etwa 50 Tonnen – nächstes Jahr könnte es schon umgedreht sein. Kann der Obsthof die schlauen Vögel vergrämen? Klapperräder oder Pieptöne helfen da nicht. Nur wenn ab und an Raubvogel-Töne aus dem Lautsprecher rufen, bekommen es die Krähen mit der Angst zu tun. Wenigstens für den Moment. Vergrämen im Hochton-Bereich funktioniert nicht, denn Krähen hören sie nicht.