

Seit dem eher zufälligen Aufenthalt Wolfgang Amadeus Mozarts im April 1789 in Dresden hatte sich die sächsische Residenzstadt als Mozartstadt gefühlt. Der große Meister hatte im Hotel Pologne auf der Schlossstraße übernachtet und sich zum Ergötzen der Dresdner mit einem Thüringer Organisten an der Silbermannorgel der Hofkirche duelliert. Das vergaß man nicht. Es sollte aber bis 1902 dauern, dass der Dresdner Mozartverein genügend Geld gesammelt hatte und ein Denkmal in Auftrag gab. Zum Entsetzen der Dresdner Künstler erwählte man mit Hermann Hosaeus ausgerechnet einen Berliner. So wurde dessen künstlerisches Konzept in der Dresdner Residenz von vornherein zerrissen. Die ausgebooteten Dresdner Bildhauer instrumentalisierten die Presse und damit die öffentliche Meinung. Hosaeus hatte geschickt auf eine Personalisierung Mozarts verzichtet, um dafür eher der Musik des Meisters ein Denkmal zu setzen. Die drei allegorischen Figuren, die einen Reigentanz aufführen, sollten die drei Wesensmerkmale der Mozartschen Musik darstellen: Grazie, sanfter Ernst und sonnige Heiterkeit. Geht gar nicht, beschied die öffentliche Meinung. »Die drei Weiber seien zu fett…«, schrieb eine Dresdner Zeitung. Und wo sei überhaupt Mozart? Man wolle in Dresden nach alter Sitte ein Postament haben, und darauf den Genius. Nichts anderes. Aber der Mozartbrunnen von Hermann Hosaeus wurde errichtet und erfreut bis heute die Besucher der Dresdner Bürgerwiese. Übrigens hat sich Hosaeus für die Dresdner Unverschämtheiten revanchiert. Neben seinem Honorar erhielt er eine goldene Münze mit der Stadtansicht Dresdens. Diese Münze sei so hässlich, ließ er die Dresdner wissen, dass er sie sofort seinem Zahnarzt verkauft und dieser damit Goldfüllungen für die hohlen Zähne seiner Patienten angefertigt habe. (Christoph Pötzsch)