

"Unternehmen, Universitäten - alle klagen über die Schüler, die sie bekommen. Ich sage, kommen Sie her, geben Sie Workshops, holen Sie die Kinder schon in der Schule ab. Gewinnen Sie Begeisterung für das was Sie tun." Dieses Statement sendet Schulleiter Uwe Hofmann vom Gymnasium Dresden-Plauen an Forschende, Hobbybastler, Experten, Unternehmer aus. Sie alle sind eingeladen, Ganztagsangebote anspruchsvoll zu gestalten, für ihre Arbeit zu werben. Das Gymnasium jedenfalls hat sich längst auf den Weg hin zu Spitzenleistungen gemacht - als ein Ort im sächsischen Kompetenzzentrum Begabtenförderung. Kultusminister Christian Piwarz sah sich jetzt den gerade für 11,8 Millionen Euro sanierten Neorenaissance-Schulbau - nach dem Turnhallen-Neubau werden es 25 bis 28 Millionen sein - in einem Rundgang an. Und er kann Hofmann nur beipflichten. "Wir haben im Jahr 45 Millionen Euro für Ganztagsangebote in Sachsen und Mühe das Geld auszugeben", so Piwarz. Schwerer fällt es dem Freistaat da schon für das Fach Informatik Lehrer zu finden. Selbst mit Lehrergehalt und Verbeamtung gingen die ohnehin wenigen Absolventen lieber in die Wirtschaft. Aber der Umbruch kündigt sich an. 2025 werden die ersten Abiturienten mit dem Leistungsfach Informatik das Plauener Gymnasium verlassen. Lesen, Schreiben, Rechnen und Programmieren werden die Grundkompetenzen künftiger Generationen sein, ist auch Physiklehrer Dr. Florian Simon überzeugt.
SchülerInnovationsZentrum
Er kann dem Kultusminister ein besonderes Projekt zeigen: das SchülerInnovationsZentrum (SIZ) Richard Socher. Gerade sitzen Schüler an Laptops, tippen und verdrahten Schaltungen. Sie vollziehen eine Ampelschaltung nach. Andere programmieren für den 3D-Drucker Modelle der Schule, als besondere Lernleistung wurde ein Fischfutterautomat programmiert und gedruckt. Besonders beliebt sind Kurse in Robotik. Die Begabtenförderung beginnt hier ab Klasse5. Die Mission der Schule: KI in die Herzen aller hier zu bringen. Diese Begeisterung verdankt das Haus auch einem seiner früheren Schüler. Richard Socher, nach dem das SIZ benannt ist, hat dieses Zentrum gesponsert. Er ist Professor für Informatik an der Stanford-Universität. Er gründete sein eigenes Start-up und verkaufte es schließlich 2016 an das Unternehmen Salesforce. Heute leitet er deren Forschungsabteilung. Unter dem Namen You.com arbeitet er an seiner neuen Suchmaschine, die Google bei der Websuche Konkurrenz machen soll. Damit hat das Gymnasium einen namenhaften Förderer. Über 500 Eltern und Sponsoren im Förderverein der Schule sorgen allerdings dafür , dass im Alltag der 930 Schüler vieles möglich ist, was Schulleben ausmacht, aber nicht aus der Landeskasse kommt: Projekte, Freizeiten, Wettbewerbe und zum Beispiel zwei Stellen für Bibliotheksmitarbeiterinnen in der großen Schulbücherei.
Eltern und Schüler waren es auch, die jahrelang mit den Lehrern um die Sanierung der Schule gekämpft haben. Herausgekommen ist eine behutsame Restaurierung eines einzigartigen Gebäudes. Edmund Waldow hat es vierstöckig und 95 Meter lang, 1894/1895 als königlich-sächsisches Lehrerseminar gebaut - wie im Übrigen auch das Finanzministerium und die Staatskanzlei. Heute ist in dem ästhetisch anspruchsvollen Gebäude mit Jehmlich-Orgel und Bleiglasfenstern auch eines der jüngsten Kompetenzzentren für Künstliche Intelligenz zu Hause.
Podcast-Tipp: Alles gesagt?/Interviewpodcast
ER ist einer der einflussreichsten jungen Forscher für Künstliche Intelligenz, lebt in Silicon Valley und ist am heutigen Gymnasium Dresden-Plauen zur Schule gegangen. Er studierte nach dem Abitur Computerlinguistik in Leipzig, forschte in Princeton und Stanford an neuronalen Netzwerken und unterstützt bis heute seine Schule: Richard Socher ist zu Gast bei ALLES GESAGT? , dem unendlichen Podcast von ZEIT ONLINE und ZEIT Magazin. Socher selbst: "Die Schule hat mir viel für mein Leben mitgegeben. Ein großes Geschenk war es, Struktur zu erlernen und das Lernen selbst zu lernen."