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Eggerts Ostwind – Johann

Johann stand immer irgendwie im Mittelpunkt. Auch wenn es ein berühmteres, golden glänzendes Reiterstandbild in Dresden gibt.

Johann erlebte Demos, die seinem Enkel den Thron kosteten. Auch in der Nazizeit sah er Massenaufläufe. Noch später hörte er, wie ein Staatsratsvorsitzender sich vor Zehntausenden für die Wiedereröffnung der Semperoper lobte, worauf hier drei Jahre später unter anderem das Ende der DDR eingeläutet wurde. Und heute? Da malen (nach eigener Darstellung) linke Aktivisten an seinen Sockel Losungen, die wir uns zu zitieren weigern. Sie richteten sich gegen die, die montags rings um Johann mitteilen, dass sie sich von der Politik und den Medien verraten und verkauft fühlen. Auch deren Losungen lassen wir besser unzitiert. Vermutlich hätte Johann dafür Verständnis – er war ein Feingeist, der sich in der Antike und mit Dante auskannte, alte und mehrere moderne Sprachen, darunter ein gepflegtes Kultur-Deutsch las und sprach, eine Ausdrucksform also, an der es montags um ihn herum ein wenig mangelt. Wer bei Johann vorbeischaut und sich die Geschichte seines Heimat-Platzes erklären lässt, der kommt auf noch andere Probleme und Fragen. Gäbe es zum Beispiel die Hofkirche, auf die Johann schaut, wenn hier immer allein deutsch und nicht vor allem auch mal italienisch, dazu spanisch, polnisch und sogar türkisch gesprochen worden wäre? Wohl nicht. Ihr Hans Eggert


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